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Interview mit Jim Jealous zum Thema „Mentoren”
   (aus "Osteopathische Medizin" 12. Jahrg., Heft 2/2011, S. 17-24, Elsevier GmbH - Urban & Fischer, www.elsevier.de/ostmed
   Das Interview wurde gemacht und übersetzt von Tom Esser M.Sc.)

Der osteopathisch ganzheitliche Ansatz zur Homöostase (Teil 1+2)
   (aus "DO" Deutsche Zeitschrift für Osteopathie. J. Gordon Zink, übersetzt von Tom Esser M.Sc. ,
   Auszug aus dem „American Academy of Osteopathy Yearbook“ von 1970, S. 1-5)

Der biodynamische Ansatz in der Kinderbehandlung
   (Vortrag von Tom Esser M.Sc. D.O. anlässlich des St. Petersburger Biodynamik Kongresses „Lebendiger Schädel“ („Living Skull“),
   am 13. Juni 2009)

Vor 82 Jahren gelesen
   Das Aufbaumittel der Natur „Nature's Tonic“  
   (Auszug aus dem Osteopathic Magazine „Nature's Way to Health“
   von 1925 Verena Radel, D.O., übersetzt von Tom Esser M.Sc.
)

Die Stille nutzen
   (Korrespondenz zwischen Dr. Becker & Anne L.Wales)

Das Fulkrum

Einleitung in die Biodynamik der Osteopathie im kranialen Bereich
   (Interview mit James Jealous)

Automatic Shifting

Management der Fluktuation der LCS

 

 

Interview mit Jim Jealous zum Thema „Mentoren”

(aus "Osteopathische Medizin" 12. Jahrg., Heft 2/2011, S. 17-24, Elsevier GmbH - Urban & Fischer, www.elsevier.de/ostmed
Das Interview wurde gemacht und übersetzt von Tom Esser M.Sc.)

Dr. Jealous, traditionell scheint so zu sein, dass all die Osteopathen früher von Mentoren gelernt haben. In der neueren Zeit scheint es mir, dass Osteopathen in Kursen und aus Büchern lernen. Was ist die Rolle eines osteopathischen Mentors?

Jim Jealous: Nun, etwas ganz Wichtigstes ist uns zu zeigen, wie man liebt. Das habe ich von allen meinen Mentoren mitbekommen. Meiner Meinung nach muss ein Mentor versuchen, die Prinzipien der Osteopathie zu leben. Ich glaube nicht, dass ich ein Osteopath hätte werden können ohne einen Mentor.
Als ich nach Kirksville kam, hatten wir regelmäßigen Unterricht in Anatomie, Physiologie, Biologie und Chemie - das ganze Programm. Das Aufregendste jedoch war, die Praxis von George Laughlin, dem Enkel von Dr. Still, zu besuchen. Das haut Sie um! Sie werden ganz aufgeregt und schauen ihm bei der Arbeit zu. Ich beobachtete, dass sich der Patient veränderte, obwohl ich nicht wusste was George Laughlin machte. Und deshalb tat ich etwas, was jeder macht, wenn er jemanden mit 40 Jahren Erfahrung trifft. Ich fragte: Was machen sie da?"
Diese Leute schauen dich dann an mit einem Ausdruck von „Wie kann ich ihm das denn jetzt bloß erklären?" Denn ohne die Basis und ohne den Prozess, der einen durch die verschiedenen Stufen des Bewusstseins führt, können Sie nicht wirklich verstehen, was sie tun.
Ein guter Mentor würde Ihnen dies jedoch so erklären, dass Sie es trotzdem verstehen können. Und zwar auf eine Weise, die Sie nicht klein macht, sondern Sie auf ihrem jetzigen Stand ermutigt, verstehen Sie? Er würde nicht sagen: „Oh, ich arbeite mit diesem oder jenem Mechanismus." Er würde sagen: „Nun, wir versuchen, die Lungen zu besserer Arbeit zu bewegen, denn der Patient hat ein Emphysem. Wir versuchen, die Rippen in Bewegung zu bringen und nutzen hierfür die innewohnenden therapeutischen Kräfte."
Was ein Mentor tut ist Folgendes: Er bringt sie vom Wissen in ihrem Kopf zum Wissen mit ihren Händen. Er ist dazu in der Lage und George Laughlin war der erste von ihnen.

Mit Dr. Core habe ich auch gearbeitet. Er unterrichtete Physiologie und veröffentlichte die physiologischen Grundlagen der osteopathischen Medizin. Dieser Mentor war ein Forscher. Er lehrte mich keine Prinzipien - er war einfach nur da. Und dieser Mann liebte die Osteopathie. Er war eine wahre Quelle an Inspiration. Er saß im Raum mit mir und machte seine Forschungen. Einmal behandelte ich einen Studenten. Nach etwa drei Minuten machte der Patient „Boom!" und Dr. Core stand da und sagte: „ Was hast Du mit ihm gemacht?!" Ich erwiderte: „Ich habe soeben seinen Neutralzustand gefunden." Er sagte: „Das war schön." Und ich sagte: „Danke". Da sagte er zu mir: „Danke dir."

Dieses gegenseitige Verstehen ist nicht mit Worten zu beschreiben. Es ging darum, der Osteopathie bis zu ihren Kern zu folgen und keinerlei Kompromisse zu machen. Meistens bringt ein Mentor Sie zurück zu den Prinzipien und diese müssen Sie ohne Kompromisse anwenden. Das war so großartig an ihnen - ob das nun Dr. Core, George Laughlin oder jemand anderes war - sie alle kannten die Prinzipien und konnten Techniken erschaffen. Sie mussten keiner Technik folgen.

Aus den Geschichten, die ich über die alten Osteopathen gehört habe, geht hervor, dass viel durch den Mentor geschieht. Ich persönlich hatte mehr davon, wenn ich in Kursen den alten Osteopathen beim Behandeln zugesehen habe oder wenn sie mir ihre persönliche Hilfe gegeben haben, als von allen Kursen oder dem Lesen von Büchern.

Das ist wahr. Nehmen wir einfach Dr. Becker. Rolin konnte unterrichten, wie niemand, den ich sonst je getroffen habe. Er war einfach der geborene Lehrer. Er forderte aber auch mehr als alle anderen Lehrer. Becker interessierte sich für viele östliche Ideen, Philosophien und Techniken und hat wirklich spirituell an sich gearbeitet. Manchmal konnten Sie ihm eine Frage stellen und die Antwort, die er Ihnen gegeben hat, hat Sie die Wände hochgehen lassen.

Ich erinnere mich an eine der ersten, die ich ihm gestellt hatte und die mich wirklich durcheinander gebracht hatte. Ich hatte entdeckt, dass es eine Mittellinie gibt. Ich war im Zentrum des Nucleus pulposis, der Basis-Mittellinie, und ich fühlte den Mittelpunkt genau da drinnen. Da bin ich hin und sagte: „Ich glaube, es gibt eine dreidimensionale Bewegungsspanne." Da erwiderte er: „Nun ja, wie viele Richtungen siehst du?" Ich wusste es nicht. Am nächsten Morgen war ich mit ihm am Üben. Ich sah ihn an und sagte: „360". Er sagte: „Nein." Er hatte einfach nur Nein gesagt und fuhr mit seiner Arbeit fort. Er war wie eine Wand!
Zwei Tage später sagte er: „Auf wie viele Arten kannst du einen Ball kreisen lassen? Geh und finde es heraus." Am nächsten Morgen hatte ich noch keine Antwort, da sagte er: „Eine." „Eine was?" „Eine. Auf wie viele Arten kannst du einen Ball kreisen lassen? Auf eine Art - um seinen Mittelpunkt herum."

Das hat mein Leben verändert! Denn auf einmal hat das eine ganz neue Tür für meine Behandlungen geöffnet! Ich fing an mich während meiner Behandlungen auf das Fulkrum zu konzentrieren, um das sich die Bewegung herum organisiert, um den Nucleus palposis. Ich dachte mir: „Mensch, das ist so anders!" Die Auswirkungen hier sind groß. Denn es bedeutet, wir müssen irgendwie zum Fulkrum im Mittelpunkt gelangen, um das sich das Ganze herum organisiert, von wo aus es wächst und sich entwickelt, sodass Embryologie und Behandlung zu einer Art verwobenem Verständnis werden. Diese Erkenntnis veränderte sogar die Art, wie ich strukturelle Techniken anwendete. Auf einmal wurde dieses System für mich auf eine ganz andere Art lebendig, die ich nicht in Worte fassen kann.
Und mit wie vielen Worten hatte er das Ganze herumgedreht - mit 12 oder 15?
Oh! Das war das Jahr, in dem ich eine Vorlesung halten sollte.

Da gab ich also meine erste Vorlesung für die Sutherland Cranial Teaching Foundation, nachdem ich viele Jahre lang Mentoren gehabt hatte und auf Herz und Nieren geprüft worden war. Das Thema meiner Vorlesung war die Entwicklung des zentralen Nervensystems. Ich hatte die gesamte Geometrie des Wachstums und der Entwicklung des zentralen Nervensystems und die Bewegung des Zeltes, des Fulkrums und der Lamina terminalis mit dem Ganzen verbunden. Ich versuchte, die Verhältnisse zwischen dem Mittelpunkt und den Bewegungen auf verschiedenen Ebenen im zentralen Nervensystem und der Galaxie darzustellen.

Alle dachten, ich sei durchgedreht! Ich zeigte ein Diagramm mit der Distanz der Sonne zu jedem Planeten und welche Verhältnisse dabei galten. Ich versuchte zu zeigen, wie sich das Schema für diese Bewegung entwickelt hatte und wie dies exakt mit der Bewegung, dem Wachstum und der Entwicklung nicht nur des Embryos, sondern auch des zentralen Nervensystems übereinstimmte. Ich brachte Bilder von Sternen und der Galaxie mit und versuchte verständlich zu machen, dass das Äußere im Inneren enthalten ist. Ich war also ziemlich verrückt, aber ich wusste es nicht besser.
Ich konnte meine Vorlesung nicht beenden, da stürzten die Zuhörer auf mich zu wie Insekten. Mit dabei war die Fakultät, Leute, die extra dafür angereist waren, um zu unterrichten und sie waren außer sich. Dr. Becker rannte auch herbei, baute sich vor der Menge auf und sagte: „Lasst ihn in Ruhe!" Ich hatte Angst und fühlte mich schrecklich. Aber Becker war zur Stelle und sagte einfach: „Lasst ihn in Ruhe!" Dann fingen sie an, mit ihm zu streiten. Aber er sagte nur: „Er hat Recht!"
Ich wusste gar nicht, wie mir geschah. Hatte ich wirklich etwas Wahres gesagt? Darauf kam es jedoch in dem Moment nicht an. Er war mein Mentor, verstehen Sie? Ich rannte nur davon.

Ich war besorgt, denn ich musste am nächsten Tag noch einen Praxiskurs über den Corelink geben. Die Leute sollten also einen Corelink machen. Und das hat sie ganz verrückt gemacht! Aber ich wusste es einfach nicht besser, denn das war, was Becker mich gelehrt hatte und was ich verstanden hatte. Und so sagte ich: „Ok, fühlt den Okziput. Wir haben die Einatmung und die Ausatmung der Primären Atmung."
Wissen Sie, dass davor noch niemand diese Worte benutzt hatte außer Sutherland in der Biodynamik? Sutherland hatte über die Einatmungsphase gesprochen. Ich habe dies aber einfach umgedreht und gesagt: „Dies ist Atmung, es ist nicht Flexion-Extension, es ist Atmung." Ich fragte: „Könnt ihr das spüren? Nun tut einfach so, als sei das Sakrum direkt in euren Händen."
Es war das erste Mal, dass ich die Distanz herausgenommen hatte. Ich hatte es instinktiv getan. Ich sagte einfach: „Fühlt das Sakrum, als ob es in euren Händen läge, denn der Corelink operiert nicht mit Distanz."
Mann, ich saß da und sprach und da stürzte es auf mich ein! „Was machst du da?!" riefen einige, „unterrichtest du jetzt Psychologie oder was?! Wo hast du das gelernt?!" Ich sagte: „Nirgends". Ich war jedoch schon lange auf einem spirituellen Pfad und hatte viel meditiert - Becker hatte mich dafür geöffnet, auch auf eine Weise, die ich nicht gleich verstanden hatte.
Er steuerte auf mich zu - baute sich neben mir auf und sagte: „Lasst ihn in Ruhe! Er hat Recht. Es gibt keine Distanz!"
Ich zittere am ganzen Leib und hatte nun wirklich genug. Ich habe mich in den entferntesten Winkel zurückgezogen, den ich finden konnte. Ich saß dort wie ein geprügelter Hund. Es musste mindestens eine Dreiviertelstunde vergangen sein, da kam er zur Tür herein. Er sagte: „Du machst deine Sache sehr gut. Das Einzige, was du von jetzt an tun musst, ist Folgendes: Spreche niemals über etwas, was du nicht liebst. Spreche nur noch über Dinge, die du liebst und lass diese kleine Stimme für dich sprechen, dann wird alles gut."

Von da an - wann immer ich eine Vorlesung hielt - sagte ich mir immer: OK, ich muss den Mut haben, von meinem Herzen aus zu sprechen. Nicht von meiner Wahrheit, denn, wenn Sie genauer hinsehen, dann ist da ein kleiner Abwehrmechanismus dabei. Wissen Sie, wenn Sie aus der Liebe heraus sprechen, die daher kommt, weil Sie Leute behandeln, weil Sie Therapeut sind und weil Sie sich um Ihre Patienten kümmern, wenn dies in den Vordergrund rückt während Sie lehren, dann brauchen Sie sich nicht um Ihr Gedächtnis zu sorgen und darum, was Sie sagen werden. Dann brauchen Sie überhaupt keine Sorgen zu haben.
Wenn ich Becker definieren müsste und das will ich nicht tun, weil er mir weit voraus war - dann ist es so, dass Integrität dazu führt, dass Sie unterscheiden können zwischen dem was Sie lieben und dem, worauf Sie stolz sind. Dann lehren Sie nur das, was zwischen die Stäbe fällt - und das wird beste Qualität haben. Das ist alles.
Becker hatte mir wirklich das Leben gerettet.

Er hat Ihnen wirklich zugesetzt, was?

Das ist noch nicht alles. Im nächsten Jahr musste ich ihn behandeln. Ich habe also meine Hände auf ihn gelegt, um ihn zu behandeln und er sagte: „Was zum Teufel tust du da?! Du beginnst niemals eine Behandlung, bevor der Patient seinen Willen nicht dem Willen der primären Atmung untergeordnet hat." Ich dachte nur: „Um Gottes Willen, wovon spricht dieser Mann?!" Ich hatte dies noch nie gehört. Es steht in keinem Buch - die Sache mit der Willenskraft und dem Neutralzustand. Alle drei Prinzipien - bumm, bumm, bumm - einfach so und alle in einem Satz! Er legte sich wieder hin und ich legte meine Hände zurück an seinen Kopf und zitterte nur. Ich sagte: „OK, in Ordnung." Er ging in den Neutralzustand. Ich dachte jedoch, dass es ein Stillpunkt ist. Wenn Sie jung sind und denken ein Neutralzustand sei ein Stillpunkt, dann können Sie leicht verwirrt werden, wenn Ihnen da niemand hilft. Das ist ein weiterer Vorteil eines Mentors.
Ich sagte: „Die Behandlung ist jetzt vorbei. Aber er sagte: „Nein - sie beginnt jetzt erst." Ich dachte mir: „Nein, das will ich jetzt nicht hören!" Ich wusste doch, wie ich den Patienten zu einem Stillpunkt bringen kann. Und das sollte jetzt gar kein Stillpunkt sein, sondern ein Neutralzustand? Mir verschlug es die Sprache. Jetzt hatte ich schon so lange behandelt - es müssten etwa 20 Jahre gewesen sein - und nun das.

Es hat 5 Jahre gedauert, bis ich umtrainiert hatte. Während dieser Zeit habe ich ihn etwa 10 Mal getroffen. Er wusste, dass ich durch einen Prozess ging. Ich erinnere mich, wie ich ihm einmal sagte: „Dr. Becker, wenn diese Leute wirklich kraniale Arbeit machen, wie kommt es dann, dass sie nicht vertrauen, dass die Tide ihnen alles zeigen wird? Wie kommt es, dass sie kämpfen? Wenn sie den Atem des Lebens wirklich gespürt haben, wie können sie dann immer weiter argumentieren?" Er sagte erst nichts darauf, sah bloß nach unten. „Nun ja - warum gibst du ihnen nicht 10 Jahre? Warum die Eile?"

Das war die nächste Lektion: Warte, bis sich die Leute um dich herum verändern. Mir hat das gar nicht gefallen, denn ich war ziemlich entsetzt darüber, dass die Leute gestritten haben und überhaupt nicht versucht haben, einander zu helfen. Aber letztlich stellte sich heraus, dass er Recht hatte.

Dies ist eine gute Übersicht, was einen guten Mentor ausmacht. Er sieht, wo ich hin will, aber er nimmt mich nicht dahin mit, bis ich es nicht selbst tun kann. Wenn der Preis zu hoch dafür ist, dann wird er ihn nicht von mir verlangen. Er hätte die Sache mit dem Neutralzustand schon 5 Jahre vorher erzählen können - und hätte mich damit völlig verängstigt.

Ich hatte nie das Gefühl, dass mich meine Mentoren gedrängt haben. Sie haben mich in gewisser Weise da hingeführt, wo ich hoffentlich selbst hingelangen sollte.
Ich weiß nicht, ob ich dabei wenig mitgenommen habe oder ob es viel war. Aber ich konnte der Osteopathie trauen. Ich konnte den Prinzipien trauen und mit ihnen gehen. Wenn ich keinen Mentor gehabt hätte, dann weiß ich nicht, was passiert wäre.

Denken Sie, dass jeder Osteopath einen Mentor finden sollte?

Das ist ihnen selbst überlassen. Ich selbst würde es nicht ohne versuchen wollen. Ich glaube, dass es eine einsame Welt ist ohne einen Mentor, nicht wahr?

Mir fiel auf, dass bei zwei, drei Leuten, zu denen ich auf meiner Suche nach einem Mentor gegangen war, deren Fachkenntnis genau da aufhörte, wo der Patient seinen Willen unterordnen sollte. Diese Leute haben zwar gute Behandlungserfolge erzielt, dabei aber geschwitzt, gearbeitet, Energie herum geschoben und alle möglichen Dinge gemacht. Und Becker, George Laughlin, Ruby und Annie? Sie konnte Ihren Fuß halten und Ihr Zerebellum hat sich bewegt! Sie haben etwas völlig anderes gemacht.

Eines der Dinge, zu dem ein Mentor wirklich verpflichtet ist - zumindest ist das mein Stil - ist, die Psyche seines Studenten nicht zu sehr aufzuheizen was andere Leute angeht. Er sollte sich also nicht zu sehr über andere Leute auslassen, was man leider oft in Kursen beobachten kann: „Oh, dieser Typ arbeitet strukturell, er arbeitet nicht mit der Potency." Wie wenn die Arbeit mit der Potency besser wäre! Die Arbeit mit der Potency ist kein bisschen besser, wenn Sie lediglich ins System eingreifen und den Patienten unter Strom setzen, nicht? Und so kommen Ideen zustande wie „strukturell ist nicht so gut wie funktional und das ist wiederum nicht so gut wie das Arbeiten mit der Tide". Und die Studenten tragen dies dann weiter.

Ich war nie ohne Mentor. Die ganze Geschichte der Biodynamik, wie wir sie jetzt haben, hat sich wirklich von den Mentoren her entwickelt. Sie hatten die Großzügigkeit, die Freundlichkeit und die Liebe, uns zu unterstützen und zu sagen: „Nur zu, unterrichte die Lamina terminalis, sie ist wichtig. Unterrichte dies oder das ist interessant, versuche es und schau, wo es hinführt." Das muss man sich in Erinnerung rufen, wenn man die ganze Reise mit diesen Menschen betrachtet.

Ich versuche nachzudenken, wer da noch so ist. Oh ja - ich hatte einen Mentor, der kein Osteopath war!
Ich war damals etwa 35 und ein großes Tier. Ich fühlte Stillpunkte, war dabei meilenweit entfernt und korrigierte die Tide - cool. Außerdem dachte ich, dass Osteopathen die einzigen Leute sind, die alles wissen. Ich fand mich großartig. Und dies kann Ihnen jederzeit passieren, wenn Sie nicht aufpassen.

Ich bin zum Fluss gefahren, um mich beim Fischen ein wenig zu entspannen. An diesem Tag war diese spezielle Fliegenart auf dem Fluss und die Fische waren geradezu verrückt nach ihr. Sie war bräunlich und ich fing viele Fische mit diesem Köder. Auf einmal ging der Köder verloren. Da bin ich also in die nächste Stadt gefahren, bin in den Laden und sagte: „Ich brauche noch mehr von diesen Fliegen." Aber sie sagten mir; „Wir haben keine - sie sind ausverkauft." „Wer stellt sie denn her?" „Oh, dieser alte Mann unten an der Straße." Ich ging also hin und klopfte an. „Könnten sie mir vielleicht ein paar dieser Fliegen verkaufen?" Er holt etwa 10 davon und ich sagte: „Ich brauche bloß ein paar davon." „Nein, ist schon in Ordnung - du kannst sie alle haben. Brauchst du Leinen?" Ich sagte: „Nein danke - ich habe Leinen." „Aber nicht die, die ich mache!" Ich sagte: „Gut, ein paar Leinen wären schön." Er sagte: Und hast du Lösungsmittel für die Fliegen, damit sie fliegen?" „Ja, ich habe welches." Er sagte: „Zeig´s mir." Ich zeigte es ihm und er meinte: „Nein, du brauchst dieses. Dies wird dir ungefähr für ein Jahr lang reichen. Es ist meine eigene Spezialität." Und er gab mir eine Flasche davon.

Ich wurde etwas unruhig und sagte zu ihm: „Ich würde sehr gerne wieder fischen gehen" und zückte meinen Geldbeutel. „Du brauchst nichts zu bezahlen!" „Warum denn nicht?" „Bete einfach für meine Eltern - denn sie haben mich so erzogen." Ich war ganz perplex und ging. Ich will Sie nicht mit meinen Fischergeschichten langweilen, aber er war wirklich wichtig für mich. Denn durch ihn habe ich eingesehen, dass Osteopathen nichts Spezielles sind. Und das ist wichtig - ich glaube, für jeden von uns.

Später habe ich ihn wieder besucht und sagte: „Los komm, wir gehen fischen!" Er strahlte wie ein Honigkuchenpferd Wir sind also zusammen runter zum Fluss. Er stand flussaufwärts und ich flussabwärts. Auf einmal kam eine bedrohliche, schwarze Wolke daher. Er sagte: „Komm´ wir gehen zurück ins Haus und trinken eine Tasse Tee." Er hatte einen Wohnwagen, wie Annie Wales. Wir saßen also in seinem Wohnwagen und ein Tornado begann zu wüten. Der Wohnwagen fing an zu schaukeln. Elektrizitätsleitungen wurden heruntergerissen, es gab an der ganzen Straße keinen Strom mehr und die Sirenen heulten. Es war ein heftiger Sturm. Und er saß am Tisch mit seiner Tasse Tee und sagte nur: „Schau dir diese ganze Aktivität an: Feuerwehrautos kommen, Leitungen fallen herunter - ein großer Sturm - aber wir bewegen uns nicht." Auf einmal war da ein Stillpunkt - es war größer als alles, was ich bei Behandlungen gespürt hatte. Er saß seelenruhig da und sagte zu mir: „Siehst du - wir werden beschützt." An diesem Tag wurde er mein Lehrer.

Wenn mich Leute fragen: „Wo finde ich einen Mentor?", dann sage ich ihnen: „Das ist nicht die Frage. Wenn du die Osteopathie erlernen willst, dann bleibe dabei, bis du einen Platz findest, an dem du bekommst was du brauchst. Es geht nicht um eine Person, verstehen Sie?

Aus irgendwelchen Gründen hatte ich viel Glück. Ich machte sehr viel Osteopathie und tue es heute noch. Und ich wollte es unbedingt wissen, wie es wirklich ist, so gut wie diese Leute zu sein. Wie sich das mit den Händen anfühlt - all das. Und wissen Sie was? Was diese Leute taten, fühlte sich für mich so an, wie wenn ich in der Wildnis war - in tiefer Kommunikation mit dem Leben. So hat es sich wirklich für mich angefühlt. Deshalb war ich darin zuhause. Ich bin vermutlich mehr in der Primären Atmung zuhause als ich es im sozialen Leben bin. Aber so bin ich nun einmal veranlagt, da komme ich her.

Danke, Dr. Jealous.

Ich danke Ihnen.

 

 

Der osteopathisch ganzheitliche Ansatz zur Homöostase (Teil 1+2)

(aus "DO" Deutsche Zeitschrift für Osteopathie. J. Gordon Zink, übersetzt von Tom Esser M.Sc. ,
Auszug aus dem „American Academy of Osteopathy Yearbook“ von 1970, S. 1-5)

 

Teil 1
„Die Osteopathie steckt erst in ihren Kinderschuhen", waren die Worte ihres Begründers, Dr. Andrew T. Still, im Jahre 1899.
Im Jahr 1969 befindet sich die Osteopathie in der „Agonie ihrer Auslöschung". Knospung, Blüte und Niedergang hatten lediglich siebzig, kurze Jahre gedauert. Damit wir die Osteopathie als Beruf wiederbeleben können, müssen wir unsere Energien fokussieren, um eine Grundlage zu schaffen, auf der wir unsere Spezialisierungen aufbauen können. Wir müssen zum ganzheitlichen Konzept zurückkehren. Der menschliche Körper ist ein ganzheitliches Ganzes, das, wenn der Patient auf dem Rücken liegt und der Körper ruht, die Zwerchfellatmung benötigt, um eine angemessene Bewegung aller Flüssigkeiten im Körper zu ermöglichen. Wir müssen den ganzen Körper als eine strukturelle und funktionelle Einheit beurteilen, deren Teile wechselseitig verbunden sind und sich gegenseitig beeinflussen. Damit maximale Effektivität erreicht werden kann, brauchen alle Teile des Körpers eine normale Struktur.

Das Bedürfnis nach einer angemessenen Menge an Sauerstoff dominiert sämtliche Probleme der Medizin. Als Osteopathen liegt es in unserer Verantwortung, die vereinenden Funktionen der Atmung und des Kreislaufs zu verbessern. So kann dieses Schlüsselelement des Gewebestoffwechsels alle Zellen des Körpers erreichen. Die volle Lungenkapazität ist 20-mal wichtiger für die Sauerstoffversorgung des Blutes in den Ruhephasen. Lasst uns den Patienten also untersuchen, während er auf dem Rücken liegt. Wir schauen wie er atmet, wenn sich der Motor der Atmung im Leerlauf befindet [2]. Ist es nur thorakale Atmung, nur Zwerchfellatmung oder eine Mischung aus thorakaler und Zwerchfellatmung? Wie weit bewegt sich das Abdomen nach unten? Bewegt es sich nur bis zum Nabel oder hinunter bis zum Schambein? Wie ist die Atmung eines relativ normalen, gesunden Individuums in Rückenlage beschaffen? Wir können nicht hoffen, das Abnorme zu erkennen oder intelligent zu behandeln, wenn wir nicht vorher einen Standard für die Eupnoe haben. Als Osteopathen können wir, wenn wir eine gestörte Struktur korrigieren, den thorakalen Atmer und den gemischten Atmer dahingehend verändern, dass deren Atmung zu einer reinen Zwerchfellatmung wird.

Der Patient beginnt dann langsam und tief zu atmen. Das Abdomen kann beobachtet werden, wie es sich ganz nach unten bis zum Schambein hin bewegt und beidseitig symmetrisch wird. Da wird kein „Gewicht der Brust" wahrgenommen aufgrund funktioneller Dysfunktionen im Brustkorb. Da gibt es keine Klagen über ein „enges Band um den Bauch" aufgrund einer Dysfunktion des Zwerchfells. Wärme kehrt in den Körper zurück aufgrund einer besseren Zirkulation. Der verbesserte Abfluss der Kopfvenen bessert den Zustand der Nasennebenhöhlen. Der Kopf fühlt sich klarer an, die Augen sind weniger lichtempfindlich und die Sicht ist schärfer. Bei der osteopathischen Behandlung oder einer Serie von Behandlungen ist unser Ziel ein tiefes, langsames Zwerchfellatmen, wenn der Patient auf dem Rücken liegt. Wir wollen auch die gewaltigen, elastischen Kräfte, die der Brust innewohnen, erneuern. Diese Kräfte stammen aus der Art und Weise, wie die Wirbelsäule, die Rippen, ihre Knorpel und das Sternum zusammengefügt sind. Besonders wichtig ist die physiologische Bewegung des Sakrums, das sich während der Atmung passiv zwischen den Darmbeinschaufeln bewegen sollte. Während der Einatmung bewegt sich die Basis des Sakrums posterior- superior, während sich der Apex [11] anterior bewegt.
Während der Ausatmung verläuft das Ganze umgekehrt.

Damit die Brust symmetrisch ist, muss das Becken waagerecht und der Rücken gerade sein.
„Die Bewegung der Wirbelsäule ist nicht beschränkt auf die Brustgegend, sondern erstreckt sich in den Hals- und Lendenbereich. Während der Einatmung begradigen sich alle Rundungen der Wirbelsäule, während der Ausatmung werden sie hervorgehoben.
Jedes Wirbelsegment trägt zur Summe dieser Veränderungen bei. Damit dies möglich ist, müssen alle Segmente frei und ohne Beeinträchtigungen beweglich sein. Jegliche Bewegungseinschränkung in der Wirbelsäule geht einher mit Gelenkoder Haltungsspannung. Manchmal bleiben die Auswirkungen solcher Veränderungen auf subklinischem Level, obwohl ihr Vorhandensein die Wirksamkeit des Atmungsmechanismus verringert" [2]. Es sollte keine deutliche, funktionale Dysfunktion vorhanden sein, wenn der Patient auf dem Rücken liegt. Die Lendenwirbelsäule sollte den Tisch berühren, damit die Brust hochkommen und sich das natürliche Gleichgewicht der Brust herstellen kann. Ein negativer Druck soll in der Brust hergestellt werden. Wir haben der oberen Mediastinalgegend und der Bedeutung des Zwerchfells nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt. Beide sind wichtig, damit die Flüssigkeiten im Körper richtig fließen können, wenn der Patient ruht. Ungeachtet der Position des Körpers muss stets ein positiver Füllungsdruck im Brustbereich
der oberen und unteren Hohlvene bestehen [11]. Die Physiodynamik der Brust und des Abdomens im Zusammenspiel mit dem Zwerchfell als Kraftzentrale ist eine wesentliche Hilfe, um das Blut in das rechte Herz und durch die Lungen in den linken Ventrikel zu befördern. Das Herz ist nur eine Druckpumpe. Das einzig dicke Myokard ist das der linken Herzkammer. Es bringt das Blut in die Aorta, die einen Durchmesser von ca. 2,5 cm hat. Das Blut tritt in die Aorta ein mit einer Geschwindigkeit von einem halben Meter pro Sekunde und einem Druck von 170 mm Hg [3] - und das 70-mal pro Minute. Der Blutdruckabfall von der Aorta zu den kleinsten Arterien ist nur gering; aber durch die Arteriolen, die als eine Art Lager fungieren, beträgt der Druckunterschied zwischen 50 und 60 mm Hg [3]. Das Herz und alle Arterien bis hin zu den Arteriolen enthalten nur 20 % der 5 Liter Blut im Körper.

Lediglich 5 % des gesamten Blutvolumens des Körpers befinden sich im „Kapillarsee", dessen Durchmesser das 800fache der Aorta beträgt. Im Bruchteil einer Sekunde passiert das Blut diese „Kapillartunnel". Das ist die Zeit, in der die„innere Atmung" erfolgt. Milchsäure und andere Substrate des Gewebestoffwechsels werden zu Glukose oxidiert. Wärme und Energie werden produziert, Kohlendioxyd und Wasser ausgeschieden. Das Kreislaufsystem ist der Modus operandi, um das „innere Klima" aufrechtzuerhalten. Die Homöostase - das Gleichgewicht der Körperfunktionen - die fortwährende Zusammensetzung und die Temperatur des Flüssigkeitsumfelds der Geweberäume müssen bewahrt werden. Die Hypoxie ist der Anfang von Dysfunktion [5] und Krankheit. Die Anoxie (Erstickungstod) - der Sauerstoffmangel (Hypoxie) - ist die einzige Todesursache. Im venösen Teil des Körperkreislaufs finden wir 75 % des gesamten Blutvolumens. Dieses große venöse Reservoir wird direkt beeinflusst von einer intelligenten osteopathischen Behandlung, die direkt auf die abdominalthorakale Pumpe wirkt. In Rückenlage werden sowohl die untere als auch die obere Hohlvene vom Blut gedehnt, das darauf wartet, ins Herz zu fließen und so die Herzleistung erhöht. Diese venöse Pumpe leistet mit nur 12 bis 16-mal pro Minute ebensoviel Arbeit wie das Herz in 70-mal pro Minute. Die Rate des Rückflusses bestimmt die Leistung. Der Muskeltonus der abdominalen Wand und das Absinken des Zwerchfells während der Einatmung erhöhen den gesamten intraabdominalen Druck. Wir möchten besonders auf die Wichtigkeit des Tonus und die Bewegung der Muskeln im Beckenboden verweisen. Das Beckendiaphragma wird direkt beeinflusst von der passiven Bewegung des Sakrums zwischen den Darmbeinschaufeln während der Atmung. Das Beckendiaphragma sollte funktional ausgeglichen sein mit dem abdominalthorakalen Zwerchfell. Es gibt auch noch ein kraniales Diaphragma, das aus Dura, harter Hirn- und Rückenmarkshaut besteht. Das kraniale Diaphragma, das Falx cerebri und Tentorium cerebelli genannt wird, hängt zusammen mit der Dura, die am Foramen magnum befestigt ist, am zweiten und dritten Halswirbel und am zweiten Kreuzbeinsegment [3]. Das bezeichnen wir als kraniosakralen Mechanismus der Atembewegung oder als den primären Atemmechanismus (PRM). Der Thorax und sein Diaphragma werden als sekundärer Atemmechanismus (SRM) bezeichnet. Es ist wichtig, dass die funktionale Beziehung der 3 Diaphragmen gründlich verstanden wird [5].

Deshalb soll uns wohl der Ausdruck „kraniosternosakraler Mechanismus" an die Einheit der Atmung in den 3 Körperregionen erinnern. Bowsher (1960) und Parker (1967) sagen, dass es von allergrößter Wichtigkeit ist, dem venösen Abflusssystem im Zentralnervensystem Beachtung zu schenken [1,8]. Die Tatsache, dass das ganze System ventillos ist, bedeutet, dass das Blut in beide Richtungen fließen kann. Das Leeren ist passiv und hängt von der richtigen Atmung sowie von ausreichend negativem intrathorakalen Druck ab. Die kranialen, venösen Blutleiter entleeren sich in die Vena jugularis interna und damit in die obere Hohlvene. Das ganze venöse System des subarachnoidalen Raums entleert sich auch in die obere Hohlvene. Allerdings behindern veränderte Bewegungsmechanismen der Wirbel, Rippen oder des Sternums das Entleeren. Das Blut kann über das Azygossystem zurückfließen und über die untere Hohlvene ins Herz eintreten. Das bewirkt, dass die Atembewegungen der oberen und unteren Venen in jeder beliebigen Phase der Atmung in entgegengesetzte Richtungen gehen. Und so entsteht in einem geschlossenen System eine retrokaudale Ebbe und Flut von zerebrospinaler Flüssigkeit, die von den Schwingungen des Atems hervorgebracht wird. Die plexiformen Venen der Wirbelsäule und des subarachnoidalen Raums durchdringen die Dura um die Nervenwurzeln wie ein pampiniformes Venengeflecht und kommen mit den extraduralen, longitudinalen Venen der Wirbel zusammen [1]. Diese wiederum sind durch jeden Zwischenwirbelkanal mit Vena azygos oder Vena hemiazygos in der Brust und den aufsteigenden Lumbalvenen verbunden. Weil um diese Nervengeflechte eine Bändermanschette durchdrungen werden muss, ist es wichtig, die normale Bewegung für diese Öffnung aufrechtzuerhalten [8]. Das gesamte ventillose und venöse System der Wirbel ist mit den kranialen, venösen Blutleitern, dem subokzipitalen und zervikalen Nervengeflecht, dem Lungensystem und dem Pfortadersystem direkt anastomotisch [10].

Die Venen in den Wirbeln laufen nicht zusammen, wenn sie sich dem Herzen nähern und die Volumenkapazität groß ist. Tatsache ist, dass sie die gesamte Last der unteren Hohlvene tragen. Dr. Sutherland hat in seinem Buch über das kraniale Konzept der Osteopathie „The Cranial Bowl" (1939) gesagt: „Die duralen Gewebe agieren als Wände zu den venösen Hauptkanälen, die zu den Jugularvenen führen. Einschränkungen der Jugularvenen erhöhen den Druck der zerebrospinalen Flüssigkeit. Diese Tatsache wurde durch den Lumbarpunktionstest bewiesen, bei dem ein Assistent die Vene hält. Bei den meisten Arten von kranialen, membranösen und Gelenkspannungen oder Dysfunktionen können wir vermuten, dass es unnatürliche Behinderungen gibt in den duralen und arachnoidalen Membranen - und zwar nicht nur in den duralen, sondern auch in den subarachnoidalen Kanälen. Solche Behinderungen schränken die zirkulatorische Aktivität der zerebrospinalen Flüssigkeit ein und in zweiter Linie die normale Aktivität der Ventrikel und Gehirnwindungen. Dr. Still betonte die Wichtigkeit eines normalen Blutflusses in den Arterien. Ich würde zusätzlich noch die Wichtigkeit eines normalen Flusses der zerebrospinalen Flüssigkeit betonen. Ich glaube, dass die zirkulatorische Aktivität der zerebrospinalen Flüssigkeit vorrangig ist vor der arteriellen, venösen und lymphatischen Aktivität" [10].

Es muss gesagt werden, dass kraniale Läsionen/ Dysfunktionen vorrangig sein können und nur von denen, die das kraniale Konzept der Osteopathie studiert haben, erfolgreich behandelt werden können. Der primäre Atemmechanismus umfasst die Beweglichkeit des Zentralnervensystems, den Fluss der zerebrospinalen Flüssigkeit, die reziproken Spannungsmembranen und die Beweglichkeit des Sakrums zwischen den Darmbeinschaufeln. Wenn der sekundäre Atemmechanismus (der Thorax mit seinem Diaphragma) beeinträchtigt ist, erfordert dies „primäre" Aufmerksamkeit, um den gestörten venösen Ablauf des primären Atemmechanismus zu behandeln. Im Gehirn und im Rückenmark gibt es keine Lymphe. Es gibt jedoch Verbindungen zwischen den intrakranialen Schädelnähten und dem Lymphsystem.

„Durch die arachnoidale Hülle des Sehnervs passieren Materialien (...) in das orbitale Fett und das lockere Bindegewebe. Wohingegen es in der Substanz der Augenmuskeln Kapillaren gibt (...). Ein anderer Abflussweg ist die Tenon-Kapsel (...). Foldi fand Lymphkapillaren in der Dura um das Foramen jugulare (...). Injizierte Substanzen dringen durch die arachnoidalen Sackgassen um die spinalen Nervenwurzeln und werden von den Lymphgefäßen aufgenommen, die sich im epiduralen Fett der Foramina intervertebralis befinden" [4].

In seinem Buch „Krankheiten des Lymphsystems und der Lymphzirkulation" sagt Michael Foldi: „In krassem Gegensatz zur verbreiteten Lehrmeinung, ist der Lymphfluss von allerhöchster Wichtigkeit für die zerebrospinale Flüssigkeitszirkulation." An anderer Stelle sagt er: "Die Funktionstüchtigkeit des zervikalen Lymphsystems sollte immer mitberücksichtigt werden bei der Analyse von Krankheiten des Zentralnervensystems" [4].

Das Lymphgefäßsystem ist ganz eng verbunden mit dem venösen Aspekt des Blutgefäßsystems. Das Lymphgefäßsystem nimmt die Lymphe der Gewebe auf, filtert sie durch die Lymphdrüsen und entleert sie in das venöse System. Das Lymphgefäßsystem ist ebenso klar definiert wie das venöse System. Es ist wichtig, dass wir die Anatomie dieses Systems gründlich verstehen. Der Truncus lumbalis [4] drainiert das Becken, die unteren Extremitäten, die Eingeweide und die Brustwand und entleert es in die Cisterna chyli. Die Cisterna chyli entleert in den Ductus thoracicus [7], von dort ins venöse System an der Kreuzung der linken Vena subclavia und der Vena jugularis interna. Der Ductus thoracicus [7] empfängt den Abfluss des Truncus jugularis [9], von wo aus die linke Kopfseite entleert wird: der Trunkus subclavius [6] unter dem Schlüsselbein, der die linke, obere Extremität entleert, und der Truncus bronchomediastinalis, der die linke Seite des Thorax und seinen Inhalt entleert. Der Ductus lymphaticus dexter entleert den übrigen Körper. Obwohl gezeigt wurde, dass sich die Lymphgefäße an vielen Stellen ins venöse System entleeren, sollte man praktischerweise daran denken, die Behandlung des Lymphsystems immer damit zu beginnen, dass man mit einer guten abdominothorakalen venösen Pumpe eine „endgültige Entleerung" sicherstellt. Venöse Stauung mag den Lymphblockaden vorangehen, aber es ist die Lymphstörung, die für die Gewebe verheerend ist. In der Endbetrachtung sind die Venen weit weniger wichtig in der pathologischen Phase als die Lymphgefäße und -knoten. Es ist einfacher, die venöse Entleerung wiederherzustellen als die lymphatische Drainage. Das Buch „Angewandte Anatomie des Lymphsystems" von Dr. F.P. Millard, das 1922 veröffentlicht wurde, war ein Meilenstein für den Fortschritt der Osteopathie [7].

David sagt im Psalm 139: „Ich bin ängstlich und wundervoll gemacht." In der Originalsprache heißt das Wort „machen" „zusammen verweben". Wie im American Academy of Osteopathy Yearbook (1968) geschrieben wurde, tun die Faszien genau dies im Körper [9]. Sie „verweben" die Strukturen der verschiedenen Systeme im Körper miteinander und veranlassen, dass diese harmonisch zusammenarbeiten. Die Faszien sind auf derselben Ebene und auf den tieferen Ebenen zusammenhängend. Es gibt 3 Hauptebenen und zwischen jeder Ebene befindet sich dieselbe „Hülle": zwei Venen, ein Lymphgefäß, eine Arterie und ein Nerv. Diese neurovaskulären Bündel sind - zusammen mit den myofaszialen Einheiten - „periphere Pumpen", die den venösen Rückfluss und den lymphatischen Abfluss unterstützen, wenn der Körper in Bewegung ist.

Wenn sich der Patient in Rückenlage befindet, hängen venöse Zirkulation und lymphatischer Abfluss von der richtigen Atmung ab. Ein venöser Stau an jeder Stelle im Körper wird bald die tief liegenden Lymphgefäße in Mitleidenschaft ziehen, die rund um die Venen geflochten sind und zusammenmünden. Bald folgen Ödeme. Der pH-Wert des Gewebes wird sich verändern, der Blutfluss in den Arterien wird behindert und die Trophizität und Funktion des Nervs wird verändert. Dieser Mechanismus wird zuerst die tieferen Ebenen befallen, zurückgehen und bald den Abfluss der oberen Schichten behindern. So werden nicht nur Dysfunktionen im Weichteilgewebe, sondern auch funktionale Gelenkdysfunktionen verursacht.

Weil Blutgefäß- und Lymphgefäßsystem durch den gesamten Körper verlaufen, ist es wichtig, alle myofaszialen Spannungen und funktionellen Belastungen, die die Effektivität des Flusses stören, abzubauen. Wenn wir den ganzen Körper behandeln, beeinflussen wir das Flussvolumen und die Geschwindigkeit des Flusses. Auch in den systemischen Venen, die keine Ventile haben, beeinflussen wir die Flussrichtung. Sowohl der Blutdruck - venös und arteriell - als auch der Druck der zerebrospinalen Flüssigkeit werden beeinflusst, weil jede Veränderung im intrathorakalen Druck (der letzten venösen Pumpe) durch den ventillosen Plexus venosus vertebralis auf den zerebrospinalen Flüssigkeitsdruck übertragen wird.

„Die Atmung manifestiert sich auch in der Höhe des Flüssigkeitsdrucks. Die Druckschwankungen betragen etwa 10-20 mm Hg pro Atemzug. Diese Schwankungen stehen im Zusammenhang mit der Art der Atmung. In der einfachen Brustatmung steigt der Druck mit jeder Einatmung und fällt mit der Ausatmung. Bei vorherrschender Bauchatmung kann das Gegenteil beobachtet werden" [6].

Würde man die normale Atmung beim Patienten in Rückenlage als diaphragmatisch beschreiben, dann würde man über ihren Effekt auf die Fluktuation der zerebrospinalen Flüssigkeit immer das Gleiche herausfinden. Es besteht ein sehr enger Zusammenhang zwischen der Atemfunktion und der Lungenzirkulation. Es ist in der Tat zweifelhaft, ob das rechte Herz nach der Geburt die gesamte Blutmenge durch die Lungen pumpen kann ohne die Physiodynamik der Brust. Die Atembewegungen verändern die Blutmenge in der Lunge. Während der Einatmung werden die Bronchien länger und breiter; die Lungenwurzel bewegt sich nach unten, vorne und lateral. Diese Wurzelbewegung ist besonders wichtig für die Lungenspitze und für den Teil, der posteriorsuperior zur Wurzel liegt und sich nicht nach oben oder hinten ausdehnen kann. Wenn die Wurzel aus irgendeinem Grund starr ist, dann kann sich die apikale Region kaum ausdehnen.

Ohne Bewegung gibt es keinen Lymphfluss in den Lungen. Das Herz wird unterstützt von der Lungenwurzel. Durch das Septum mediastinale ist es am Manubrium sterni befestigt und am oberen Sternoperikardialband und dem Processus xiphoideus des Sternums durch das untere Ligamentum sternopericardiaca. Das Septum mediastinale ist posterior befestigt an der Wirbelsäule vom I. bis zum XII. Brustwirbel. Das Herz ist „aufgehängt" von der Basis des Os occipitale durch die Fascia praevertebralis; das Perikard wird vorne unterstützt von der Fascia praetrachealis. Darunter ist das Perikard befestigt an der zentralen Sehne des Zwerchfells und an den Muskelfasern des linken Anteils des Zwerchfells. Bei einem normalen Patienten in Rückenlage arbeitet das Herz entweder in vollem oder fast vollem Umfang. Weil der Thorax der Hauptöffner der Herzkammern ist, ist es unsere Pflicht als Osteopathen sicherzustellen, dass der inspiratorische Charakter des in der Brust innewohnenden Gleichgewichts gewährleistet ist. Dies ist besonders wichtig, wenn wir wissen, dass in der Rückenlage eine tiefere Atmung und Durchblutung der oberen Lungenlappen und maximaler Blutfluss durch den hinteren Lungenlappen stattfindet.

Es gibt einen einfachen, aber sehr praktischen Test, um die bessere Zirkulation aufgrund von Zwerchfellatmung in Rückenlage bestätigt zu bekommen: Wenn der Osteopath seine Hände hoch auf das Abdomen auflegt, unter dem Rippenbogen, und festen Druck in Richtung dorsal und kranial ausübt, als ob er das Zwerchfell „anhebt" oder seine Kuppelform verstärkt, sollte der Patient Wärme oder Hitze im unteren Rückenbereich und im Bereich des Sakrums spüren.

Dieser Vorgang stoppt die Bewegung des Zwerchfells, während die „thorakale Atmung" übernimmt und so das Blut effektiver in die obere Hohlvene fließen lässt. So wird der venöse Abfluss „durchgespült", damit die „Herrschaft der Arterie" in den Vordergrund rückt und die zerebrospinale Flüssigkeit das Kommando übernehmen kann. So entstehen freie Atembewegungen in Gehirn und Rückenmark, was den Fluss der zerebrospinalen Flüssigkeit im ganzen Nervensystem anregt. Positiver Druck im Abdomen lässt einen Teil des Blutes in die thorakale Kavität dringen und auch etwas davon in die untere Hohlvene zurückfließen, ins venöse System des subarachnoidalen Raumes. Die Erfahrung des Autors zeigt, dass dieser Test für etwa 80 % der Patienten gilt.

Es gibt noch ein anderes, sehr praktisches Vorgehen, um den venösen Rückfluss und den Abfluss der Lymphe im ganzen Körper zu verstärken. Auch dabei empfindet der Patient ein Gefühl von Wärme im ganzen Körper und/oder im Bereich, wo die Zirkulation mangelhaft war und sich deshalb „kalt" anfühlte. Der Patient liegt auf dem Rücken und der Therapeut steht am Kopf des Tisches. Der Musculus pectoralis major und der Musculus pectoralis minor werden nahe ihres Ursprungs gefasst. Dann wird ein Zug nach kranial und anterior gesetzt, während die Zwerchfellatmung arbeitet. Ein Erröten der Haut und/oder am ganzen Körper kann dabei beobachtet werden.

Erst wenn wir einen besseren Rückfluss zu den terminalen Abflussgebieten erreicht haben, können wir intelligent weitermachen und die Gliedmaßen effizient behandeln: erst die Schulter, dann den Ellenbogen, dann das Handgelenk und schlussendlich die Fingerglieder. Alle myofaszialen Spannungen und funktionalen Belastungen sollten behoben werden für ein möglichst effizientes, vaskuläres Bett. Die gleiche Behandlungsabfolge gilt für die unteren Extremitäten: erst die Hüfte, dann das Knie, das Fußgelenk und dann die Zehenglieder.

Es wurden noch keine Spezifikationen für „Eupneoe" beim relativ normalen, gesunden Individuum in Rückenlage aufgestellt. Eine umfassende, osteopathische Behandlung würde alle Patienten dazu bringen allein mit ihrem Zwerchfell zu atmen, wenn sie auf dem Rücken liegen. Die Lendenwirbelsäule sollte den Tisch berühren, sodass die Brust hochkommen kann. Dies ist wesentlich, damit der venöse Rückfluss sichergestellt wird, speziell für das gesamte Zentralnervensystem und das Lymphgefäßsystem, damit die Arterie die „Herrschaft übernehmen" und die zerebrospinale Flüssigkeit „das Kommando übernehmen" kann.

Es wird ein Test ausgeführt, um die bessere Zirkulation der Flüssigkeiten aufgrund einer osteopathischen Behandlung oder einer Serie von Behandlungen bestätigen zu können. Ein Zug an den pektoralen Muskeln hilft dem venösen und lymphatischen Abfluss und bewirkt eine bessere Zirkulation im Körper und eine Empfindung von Wärme. Unser Titel „D.O." könnte für unsere Fähigkeit stehen, unseren Patienten Sauerstoff zu liefern: Deliver Oxygen.

Teil 2
David sagt im Psalm 139: „Ich bin ängstlich und wundervoll gemacht." In der Originalsprache heißt das Wort „machen" „zusammen verweben". Wie im American Academy of Osteopathy Yearbook (1968) geschrieben wurde, tun die Faszien genau dies im Körper [9]. Sie „verweben" die Strukturen der verschiedenen Systeme im Körper miteinander und veranlassen, dass diese harmonisch zusammenarbeiten. Die Faszien sind auf derselben Ebene und auf den tieferen Ebenen zusammenhängend. Es gibt 3 Hauptebenen und zwischen jeder Ebene befindet sich dieselbe „Hülle": 2 Venen, ein Lymphgefäß, eine Arterie und ein Nerv. Diese neurovaskulären Bündel sind - zusammen mit den myofaszialen Einheiten - „periphere Pumpen", die den venösen Rückfluss und den lymphatischen Abfluss unterstützen, wenn der Körper in Bewegung ist.

Wenn sich der Patient in Rückenlage befindet, hängen venöse Zirkulation und lymphatischer Abfluss von der richtigen Atmung ab. Ein venöser Stau an jeder Stelle im Körper wird bald die tief liegenden Lymphgefäße in Mitleidenschaft ziehen, die rund um die Venen geflochten sind und zusammenmünden. Bald folgen Ödeme. Der pH-Wert des Gewebes wird sich verändern, der Blutfluss in den Arterien wird behindert und die Trophizität und Funktion des Nerves wird verändert. Dieser Mechanismus wird zuerst die tieferen Ebenen befallen, zurückgehen und bald den Abfluss der oberen Schichten behindern. So werden nicht nur Dysfunktionen im Weichteilgewebe, sondern auch funktionale Gelenkdysfunktionen verursacht.

Weil Blutgefäß- und Lymphgefäßsystem durch den gesamten Körper verlaufen, ist es wichtig, alle myofaszialen Spannungen und funktionellen Belastungen, die die Effektivität des Flusses stören, abzubauen. Wenn wir den ganzen Körper behandeln, beeinflussen wir das Flussvolumen und die Geschwindigkeit des Flusses. Auch in den systemischen Venen, die keine Ventile haben, beeinflussen wir die Flussrichtung. Sowohl der Blutdruck - venös und arteriell - als auch der Druck der zerebrospinalen Flüssigkeit werden beeinflusst, weil jede Veränderung im intrathorakalen Druck (der letzten venösen Pumpe) durch den ventillosen Plexus venosus vertebralis auf den zerebrospinalen Flüssigkeitsdruck übertragen wird.

„Die Atmung manifestiert sich auch in der Höhe des Flüssigkeitsdrucks. Die Druckschwankungen betragen etwa 10-20 mm Hg pro Atemzug. Diese Schwankungen stehen im Zusammenhang mit der Art der Atmung. In der einfachen Brustatmung steigt der Druck mit jeder Einatmung und fällt mit der Ausatmung. Bei vorherrschender Bauchatmung kann das Gegenteil beobachtet werden" [6].

Würde man die normale Atmung beim Patienten in Rückenlage als diaphragmatisch beschreiben, dann würde man über ihren Effekt auf die Fluktuation der zerebrospinalen Flüssigkeit immer das Gleiche herausfinden.

Es besteht ein sehr enger Zusammenhang zwischen der Atemfunktion und der Lungenzirkulation. Es ist in der Tat zweifelhaft, ob das rechte Herz nach der Geburt die gesamte Blutmenge durch die Lungen pumpen kann ohne die Physiodynamik der Brust. Die Atembewegungen verändern die Blutmenge in der Lunge. Während der Einatmung werden die Bronchien länger und breiter; die Lungenwurzel bewegt sich nach unten, vorne und lateral. Diese Wurzelbewegung ist besonders wichtig für die Lungenspitze und für den Teil, der posterior- superior zur Wurzel liegt und sich nicht nach oben oder hinten ausdehnen kann. Wenn die Wurzel aus irgendeinem Grund starr ist, dann kann sich die apikale Region kaum ausdehnen.

Ohne Bewegung gibt es keinen Lymphfluss in den Lungen. Das Herz wird unterstützt von der Lungenwurzel. Durch das Septum mediastinale ist es am Manubrium sterni befestigt und am oberen Sternoperikardialband und dem Processus xiphoideus des Sternums durch das untere Ligamentum sternopericardiacum. Das Septum mediastinale ist posterior befestigt an der Wirbelsäule vom I. bis zum XII. Brustwirbel. Das Herz ist „aufgehängt" von der Basis des Os occipitale durch die Fascia praevertebralis; das Perikard wird vorne unterstützt von der Fascia praetrachealis. Darunter ist das Perikard befestigt an der zentralen Sehne des Zwerchfells und an den Muskelfasern des linken Anteils des Zwerchfells.

Bei einem normalen Patienten in Rückenlage arbeitet das Herz entweder in vollem oder fast vollem Umfang. Weil der Thorax der Hauptöffner der Herzkammern ist, ist es unsere Pflicht als Osteopathen sicherzustellen, dass der inspiratorische Charakter des in der Brust innewohnenden Gleichgewichts gewährleistet ist. Dies ist besonders wichtig, wenn wir wissen, dass in der Rückenlage eine tiefere Atmung und Durchblutung der oberen Lungenlappen und maximaler Blutfluss durch den hinteren Lungenlappen stattfindet.

Es gibt einen einfachen, aber sehr praktischen Test, um die bessere Zirkulati-on aufgrund von Zwerchfellatmung in Rückenlage bestätigt zu bekommen: Wenn der Osteopath seine Hände hoch auf das Abdomen auflegt, unter dem Rippenbogen, und festen Druck in Richtung dorsal und kranial ausübt, als ob er das Zwerchfell „anhebt" oder seine Kuppelform verstärkt, sollte der Patient Wärme oder Hitze im unteren Rückenbereich und im Bereich des Sakrums spüren.

Dieser Vorgang stoppt die Bewegung des Zwerchfells, während die „thorakale Atmung" übernimmt und so das Blut effektiver in die obere Hohlvene fließen lässt. So wird der venöse Abfluss „durchgespült", damit die „Herrschaft der Arterie" in den Vordergrund rückt und die zerebrospinale Flüssigkeit das Kommando übernehmen kann. So entstehen freie Atembewegungen in Gehirn und Rückenmark, was den Fluss der zerebrospinalen Flüssigkeit im ganzen Nervensystem anregt. Positiver Druck im Abdomen lässt einen Teil des Blutes in die thorakale Kavität dringen und auch etwas davon in die untere Hohlvene zurückfließen, ins venöse System des subarachnoidalen Raumes. Die Erfahrung des Autors zeigt, dass dieser Test für etwa 80 % der Patienten gilt.

Es gibt noch ein anderes, sehr praktisches Vorgehen, um den venösen Rückfluss und den Abfluss der Lymphe im ganzen Körper zu verstärken. Auch dabei empfindet der Patient ein Gefühl von Wärme im ganzen Körper und/oder im Bereich, wo die Zirkulation mangelhaft war und sich deshalb „kalt" anfühlte. Der Patient liegt auf dem Rücken und der Therapeut steht am Kopf des Tisches. Der Musculus pectoralis major und der Musculus pectoralis minor werden nahe ihres Ursprungs gefasst. Dann wird ein Zug nach kranial und anterior gesetzt, während die Zwerchfellatmung arbeitet. Ein Erröten der Haut und/oder am ganzen Körper kann dabei beobachtet werden.

Erst wenn wir einen besseren Rückfluss zu den terminalen Abflussgebieten erreicht haben, können wir intelligent weitermachen und die Gliedmaßen effizient behandeln: erst die Schulter, dann den Ellenbogen, dann das Handgelenk und schlussendlich die Fingerglieder. Alle myofaszialen Spannungen und funktionalen Belastungen sollten behoben werden für ein möglichst effizientes, vaskuläres Bett. Die gleiche Behandlungsabfolge gilt für die unteren Extremitäten: erst die Hüfte, dann das Knie, das Fußgelenk und dann die Zehenglieder.

Es wurden noch keine Spezifikationen für „Eupnoe" beim relativ normalen, gesunden Individuum in Rückenlage aufgestellt. Eine umfassende, osteopathische Behandlung würde alle Patienten dazu bringen, allein mit ihrem Zwerchfell zu atmen, wenn sie auf dem Rücken liegen. Die Lendenwirbelsäule sollte den Tisch berühren, sodass die Brust hochkommen kann. Dies ist wesentlich, damit der venöse Rückfluss sichergestellt wird, speziell für das gesamte Zentralnervensystem und das Lymphgefäßsystem, damit die Arterie die „Herrschaft übernehmen" und die zerebrospinale Flüssigkeit „das Kommando übernehmen" kann.

Es wird ein Test ausgeführt, um die bessere Zirkulation der Flüssigkeiten aufgrund einer osteopathischen Behandlung oder einer Serie von Behandlungen bestätigen zu können. Ein Zug an den pektoralen Muskeln hilft dem venösen und lymphatischen Abfluss und bewirkt eine bessere Zirkulation im Körper und eine Empfindung von Wärme. Unser Titel „D.O." könnte für unsere Fähigkeit stehen, unseren Patienten Sauerstoff zu liefern: Deliver Oxygen.

 

 

Der biodynamische Ansatz in der Kinderbehandlung

(Vortrag von Tom Esser M.Sc. D.O. anlässlich des St. Petersburger Biodynamik Kongresses „Lebendiger Schädel“ („Living Skull“),
am 13. Juni 2009)

Bevor ich über den biodynamischen Ansatz in der Kinderbehandlung spreche, möchte ich mit etwas Hintergrundinformationen über den Arzt beginnen, der diesen einzigartigen osteopathischen Behandlungsansatz entwickelt hat.

Die Bezeichnung „Biodynamische Osteopathie" wurde vom amerikanischen Osteopathen Dr. James S. Jealous D.O. entwickelt. Um zu verstehen, wie er dieses Modell entwickelte, ist es wichtig, den beruflichen Hintergrund von Dr. Jealous zu betrachten.

Dr. Jealous, der Begründer der „Biodynamischen Osteopathie" wurde 1943 in Maine, in den Vereinigten Staaten von Amerika geboren. Er sagt, dass er schon als Osteopath geboren wurde, als Sohn und Neffe von Osteopathen. Bereits mit 14 Jahren arbeitete er in einem osteopathischen Krankenhaus. Als er 18 war begann er zuerst mit dem Studium der Radiologie und dann mit der osteopathischen Medizin an der A.T. Still University in Kirksville, Missouri, USA. Im Jahre 1966 nahm er an seinem ersten Kurs in kranialer Osteopathie an der SCTF (Sutherland Cranial Teaching Foundation) teil, welche noch von Dr. Sutherland selbst gegründet worden war. 1970 graduierte er in osteopathischer Medizin und baute eine Familienpraxis auf dem Lande auf. Seit über 40 Jahren ist er nun schon als Praktizierender, Lehrer und Mentor tätig.

Er hatte das Glück, dass seine Mentoren einige der ursprünglichen Schüler Dr. Sutherlands waren wie Dr. Ruby Day, Dr. Rollin Becker, Dr. Alan Becker und Dr. Anne Wales. Viele der Traditionen, die Dr. Jealous mündlich überliefert bekam, können zurückverfolgt werden zu Dr. Sutherland und letztlich zu Dr. Still. Laut Dr. Jealous bleibt die mündliche Tradition weiterhin essenziell bei der Weitergabe des Geistes und der Praxis der Osteopathie.

Dr. Ruby Day war mehr als 10 Jahre lang Dr. Jealous´ Lehrerin, Mentorin und Freundin.
1975 begann er, unter seinem Mentor Dr. Rollin Becker für die SCTF zu unterrichten.
1978 traf er Dr. Alan Becker, mit dem er - wie er berichtet - einen regen Austausch über das Thema der „Primären Atmung" hatte.
1987 gründete er die Ann Wales Studiengruppe zusammen mit Sue Turner und Stuart Korth aus England und 1988 gründete er zusammen mit Dr. Anne Wales und Dr. Hogopian die Neu-England Studiengruppe. Dr. Ann Wales blieb Dr. Jealous´ Freundin und Mentorin bis zu ihrem Tode im Jahre 2007.

Dieser kurze Überblick, der nur ein paar von Dr. Jealous´ Lehrern nennt, macht deutlich, dass seine Ausbildungserfahrung durch die mündliche Tradition zurückverfolgt werden kann zu Dr. Sutherland und letztlich zu Dr. Still, dem Begründer der Osteopathie.

Als Nächstes möchte ich den Begriff „Biodynamik" erkunden und wie er sich zum Biodynamischen Ansatz in der Osteopathie verhält.

Im Jahr 1982 bereitete Dr. Jealous einen Vortrag über Embryologie für die SCTF vor. Dabei kam ihm ein Buch der Embryologen Dr. Blechschmidt und Dr. Gasser in die Hände. Das Buch trug den Titel „Biokinetik und Biodynamik der menschlichen Entwicklung". Dr. Jealous las Dr. Blechschmidt´s Beschreibung der embryologischen Entwicklung der metabolischen Felder. Er bildete die Verknüpfung zwischen dem, was Dr. Blechschmidt die metabolischen Felder nannte und dem, was Dr. Sutherland als die Flüssigkeitsfelder beschrieben hatte. Dr. Blechschmidt sah den ganzen Embryo in einem morphogenetischen Feld, während Dr. Sutherland einen physischen Körper in Kommunikation mit einem Flüssigkeitskörper beschrieben hatte.

Das Ganze zu sehen ist das erste osteopathische Prinzip. Leider wird dies bei der Diagnose und der Behandlung oft vergessen. In der allopathischen Medizin schauen wir typischerweise auf Teile ( Symptome), ohne das Ganze zu beachten ( Ursache). In der Biodynamik sind wir primär am Ganzen interessiert. Dies ist von besonderer Bedeutung bei der Behandlung von Kindern, wo die innewohnenden Kräfte des Lebens noch im Vordergrund sind.

Vor einigen Jahren hat ein Wissenschaftler des MIT in Boston berichtet, dass die Kräfte, die uns formen dieselben Kräfte sind, die uns heilen und gesund erhalten. Im biodynamischen Ansatz nutzen wir die Kräfte, die in uns sind zusammen mit Kräften, die von der äußeren Umgebung kommen. Dr. Blechschmidt beschrieb die äußeren Kräfte als extragenetische Kräfte, während Dr. Sutherland sie die Tide nannte, die vom See um uns herum kommt.

Dr. Jealous erforschte und verfeinerte was er von seinen osteopathischen Mentoren gelernt hatte, bezog Dr. Blechschmidt´s Konzepte mit ein und nannte es „Das Biodynamische Modell der Osteopathie". Die biodynamischen Ausbildungskurse begannen im Jahre 1994 und für den ersten biodynamischen Kurs gab es 800 Bewerber. Dr. Jealous hat zurzeit elf Lehrer autorisiert, die das Biodynamische Modell der Osteopathie in der ganzen Welt lehren. Seit 2008 gibt es auch Kurse in Russland.

Die postgraduierte Ausbildung für das Biodynamische Modell der Osteopathie umfasst acht Kurse. Zusätzlich dazu werden von der biodynamischen Fakultät drei gesonderte Kurse angeboten, die speziell auf die Behandlung von Kindern ausgerichtet sind.

Nun möchte ich einen Überblick über den Biodynamischen Ansatz in der Kinderbehandlung geben:

Die Behandlung eines Kindes unterscheidet sich von der Behandlung eines Erwachsenen. Die Kräfte, welche die Form hervorbringen, produzieren einen sich dauernd verändernden Zustand von dynamischer Balance im Ganzen. Dysfunktion kann Zerteilung bewirken, sodass das Kind nicht auf optimale Weise wachsen, sich entwickeln und entfalten kann.

Ein Kind kann nicht wie ein Erwachsener behandelt werden, aber ein Erwachsener kann wie ein Kind behandelt werden. Das Hauptprinzip bei der Kinderbehandlung ist, transparent zu sein für die Bewegung des Erschaffens die durch das Kind geht. Das biodynamische Modell hält sich an dieses Prinzip und strebt danach, ausschließlich die innewohnenden Kräfte der primären Atmung anzuwenden. Dies verlangt vom Osteopathen, dass er keinerlei Kraft in das System bringt, um eine erwünschte Veränderung herbeizuführen. Wenn der Osteopath nach dem biodynamischen Modell arbeitet, dann bewegt er sich nicht in Richtung der Restriktion oder der Dysfunktion (direkte Technik), sondern er sucht vielmehr nach der unwillkürlichen Bewegung und geht in die Richtung der Leichtigkeit und unterstützt damit die Gesundheit.
Es wird berichtet das Sutherland indirekte Techniken den direkten Techniken vor zog.
Er machte diese Aussage in Bezug auf das funktionelle Modell der Osteopathie und zur Unterscheidung von einem biomechanischen Modell.

In der ersten Auflage von „Osteopathie im kranialen Feld" fasst Dr. Sutherland Dr. Stills Ergebnisse zusammen:
„Die Bewegung soll von einem höheren Wesen geleitet und geführt werden, hinab zur individuellen Zelle - ansonsten gibt es Chaos und Tod." Dr. Still verstand die cerebral-spinale Flüssigkeit als das höchste bekannte Element im menschlichen Körper. Er stellte sich diese Flüssigkeit als einen Vermittler in der Bewegung der göttlichen Intelligenz vor, als ein Kanalisieren der Schöpfung in embryologischen Segmenten und als Bewässern mit lebensspendender Form und Funktion, Ordnung und Intelligenz unserer Existenz. Ohne sie gäbe es nur Verfall und Chaos. Das gesamte Leben manifestiert sich in dieser Bewegung.

Dr. Sutherland hat durch seine direkte Beobachtung gespürt, dass die cerebral-spinale Flüssigkeit den „Atem des Lebens" empfängt. Er spürte einen geheimnisvollen Funken von unfehlbarer Potency, die intelligent und lenkend ist die und an die Stelle aller anderer Funktionen tritt. Er hat sie primäre Atmung genannt, weil sie transzendent ist. Er beobachtete, wie die primäre Atmung metabolische Prozesse steuert - einschließlich des Wachstums, der Entwicklung und der Behebung von Dysfunktion.

Die praktische Anwendung davon wird im Workshop „Der Treffpunkt mit dem Kind" vorgestellt.

Zitat vom Begründer der Biodynamischen Osteopathie Dr. James S. Jealous D.O.:
„Kinder lassen unsere Liebe erwachen. Wir treffen sie am Treffpunkt, wo sie kommen und uns abholen.
Gemeinsam mit einem Kind wach zu sein ist eine wahre Form der Kontemplation.
Wenn wir uns von unseren Mustern an erlerntem Verhalten leeren, dann treffen wir sie und sie machen uns wach für die Bewegung der Schöpfung.
Wenn wir uns gelöst in der Gegenwart von Kindern befinden, sodass wir uns der bekannten dritten Ebene der Stille im See um uns herum bewusst sind, dann finden wir leichten Zugang zu den normalen Eigenschaften eines Kindes - sowohl in uns selbst als auch in ihm.

Der 4-stündige Workshop am Sonntag wird beinhalten:

Der Treffpunkt mit dem Kind

Das Wichtigste bei der Kinderbehandlung ist, eine Kommunikation mit dem Kind aufzubauen.

Vor jeglicher Behandlung streben wir danach, das Kind zu treffen.
Der primäre Fokus sollte dabei auf der Synchronisierung mit dem Ganzen und mit den therapeutischen Kräften der Umwandlung, wie sie sich im Moment ausdrücken, liegen.
Im Workshop werden wir anfangen, zu erkennen, wie man das Kind trifft, wie man Missverhältnisse im Ganzen aufspürt, sowie wie man sich mit dem Ganzen synchronisiert und es wieder ausgleicht bis zu einem therapeutischen Ende.

Dieser Pädiatriekurs ist auf eine einzigartige Weise zusammengestellt, sodass Menschen ohne vorherige spezielle Erfahrung in kranialer Osteopathie anfangen können, die am weitesten verbreiteten Zustände bei Kindern sicher und wirkungsvoll zu behandeln. Es geht dabei nicht um die Knochen, um direktes oder indirektes Einwirken. Es ist ein sehr intensiver Kursus, der mit dem ganzen Kind als einem anfänglichen fühlbaren Erlebnis beginnt. Danach durchlaufen wir verschiedene Phasen bis hin zur Fähigkeit, direkt einwirken zu können, wenn und falls dies nötig ist.

Dr. James S. Jealous D.O., Begründer des Biodynamischen Ansatzes in der Kinderbehandlung

 

 

Vor 82 Jahren gelesen
Das Aufbaumittel der Natur - „Nature’s Tonic“

Auszug aus dem Osteopathic Magazine „Nature’s Way to Health“
von 1925 Verena Radel, D.O., übersetzt von Tom Esser M.Sc.

Erschienen in DO Deutsche Zeitschrift für Osteopathie, 3/2007

 

„Was soll all' das Hetzen und Rennen?
Weißt du denn nicht, dass das Beste
gegen Überarbeitung und Sorgen in
dieser rastlosen Welt das Ausruhen ist?“
Longfellow

 

Man hat der Notwendigkeit zu ruhen zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, denn dies ist ein Weg, um Kräfte und die Gesundheit zu bewahren und folglich auch das Glück zu erhalten. Zu wenig ist über das Thema Urlaub und Ferien gesagt worden. Mit dieser Wahrheit werden wir täglich konfrontiert, wenn wir die Armee von müden Gesichtern sehen. Gesichter, die gezeichnet sind von Anspannung und Angst. Hetzen und sich Sorgen machen ist viel schädlicher als Krankheit.

Der gute Arzt lehrt Männer, Frauen und Kinder, wie man Aktivität mit Ruhe kombiniert, und wie man Energie erhält, während man welche verbraucht. Er lehrt uns, dass es dumm ist, sich zum Sklaven seines Besitzes zu machen, und dass wir neben einem klaren Ziel im Leben auch ein Hobby haben sollten, dem wir uns für Freiheit, Entspannung und möglicherweise andere nützliche Zwecke widmen. Es gäbe weniger chronisch Kranke und weniger Fälle von Depression und Nervenerkrankungen, wenn alle Leute mehr Ferien machten und weniger nutzlose Mittel einnähmen. Die wahren Aufbaumittel kommen nämlich aus der riesigen Vorratskammer der Natur - von der Sonne, von reiner Luft, Bewegung, gesunder Nahrung und Schlaf.

Ella Adelia Fletcher hat den Ein.uss der Natur auf unsere Vorstellung so schön beschrieben und sagt in ihrem Buch „Die Philosophie der Ruhe“:


„Gehe in den Wald, wo die Bäume mit dir sprechen oder an den Strand, wo dir jede herankommende Welle Botschaften flüstern wird über die pulsierende Vitalität, von der auch du ein Teil bist. Ein köstliches Gefühl von Freiheit und eine ansteckende Stille werden über dich kommen und deine Seele einladen, sich zu öffnen. Du bist nicht zweigeteilt. Deine Seele ist die einzige, die es gibt! Diese intime Beziehung mit deinem Selbst so genossen, kann uns vielleicht später ermöglichen, unerwartete Talente zu entdecken. Jeder Moment dieser Intimität mit deinem Selbst ist voll von tiefster Bedeutung und wird dir hundertfach Schätze für deine Gesundheit, Kraft und erweiterten Fähigkeiten zurückbringen, die du dir nicht vorzustellen vermagst. Wozu ist die Welt denn so schön, wenn nicht, um einem Bedürfnis des Menschen zu dienen? Um ihn aus seiner unbedeutenden Umgebung hinauszuheben - hinein in die Geheimnisse der immerwährenden Hügel.“

 

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Die Stille nutzen
übersetzt von Tom Esser M.Sc. ;
erschienen in DO Osteopathische Zeitschrift für Osteopathie, 2/2007

Dies ist die bearbeitete Abschrift einer auf Kassette aufgenommenen Korrespondenz von Dr. Becker mit seiner engen Kollegin Anne L.Wales, D.O. aus den frühen Siebziger Jahren.

Anne, heute morgen möchte ich das Nutzen der Stille bei einem Behandlungsprogramm besprechen.
Wir hatten schon früher darüber gesprochen, wie ich sie an mir anwendete und damit gute Resultate für zwei chronische Probleme erreichen konnte. Nun möchte ich die Anwendung der Stille diskutieren, wie man sie bei jedem Fall anwenden kann, der zu einem in die Praxis kommt. Was ich ins Bewusstsein rücken möchte, ist eine Art zu denken, eine Art zu sein und eine Weise, die Stille zu nutzen - objektiv und subjektiv - bei der Diagnose und der Behandlung unserer Fälle.
Für mich ist Stille der wahre Schlüssel dazu, was uns Dr. Will (Sutherland) geben wollte. In seinen verschiedenen Vorträgen kamen wir zu einem Stillpunkt. Er machte Aussagen wie: "Erlaube der physiologischen Funktion sich auszudrücken in ihrer eigenen unbeirrten Potency statt blinde Kraft von außen anzuwenden." A.T. Still schrieb in seiner Autobiographie auf Seite 148 das, was ich für die wahre Definition von Osteopathie halte: "Ich hoffe, dass alle, die dies lesen, sehen mögen, dass ich vollkommen überzeugt davon bin, dass Gott als Verstand der Natur seine Fähigkeit zu Planen bewiesen hat, (falls Planung nötig ist) und die Gesetze des Selbst gemacht oder vorgelegt hat, ohne Muster, für die Myriaden von Formen von beseelten Wesen; und sie gründlich ausgestattet hat für die Pflichten des Lebens, mit gleichzeitig laufenden Maschinen und Batterien einer Motorkraft."

Lass uns als nächstes zu einem Artikel eines indischen Mystikers übergehen, welcher das Mysterium von Zeit behandelt. (Main Currents of Modern Thought, Sept/Okt. 1970). Er sagte, dass sowohl Raum als auch Zeit zwei Aspekte der grundlegendsten Qualität des Lebens seien - Bewegung. Und auf direkter Erfahrung beruhend, betonte Buddha den dynamischen Charakter der Wirklichkeit - im Gegensatz zur allgemeinen Annahme seiner Zeit eines statischen Atmavedas, in welchem eine ewige und unveränderte Wesenheit beschrieben wurde. Der Autor sagte, dass das ursprüngliche Konzept von "Atman" im Grunde genommen das einer "universellen, rhythmischen Kraft, dem lebendigen Atem des Lebens" sei - vergleichbar mit dem griechischen "Pneumatos" (Geist), welcher sowohl das Individuum als auch das Universum durchdringe. (Atman: Das Selbst, Geist, ewiges Prinzip im Kern eines jeden Lebewesens).
Er spricht über die Realität einer dynamischen, direkten Erfahrung dieser Stille. Es ist nicht das, was wir den Stillpunkt nennen - es gibt Billionen solche. Es ist diese Stille. Stille ist die treibende Kraft in dem Konzept, welches ich in meiner Praxis anwende. Ich verwende die Stille als treibende Kraft, um Veränderungen in meinen Patienten zu bewirken.

Ich habe eine sehr schöne Beschreibung von Stille bei einem anderen östlichen Philosophen entdeckt. Dieser Mann lauschte einem Künstler, der ein sehr kompliziertes indisches Instrument spielte. Der Musiker spielte sehr schön, seine Finger glitten über die Saiten, er rief die richtige Klangqualität hervor, weil er die richtige Stärke auf den Saiten anwendete und sie korrekt zupfte. Der Zuhörer fuhr fort:
" Etwas Merkwürdiges passierte in dem Raum, der der Verstand ist. Er hatte die anmutigen Fingerbewegungen beobachtet, dem süßen Klang gelauscht, die nickenden Köpfe und die rhythmischen Hände der stillen Leute beobachtet. Auf einmal verschwand der Beobachter, der Zuhörer. Er war nicht von den melodiösen Saiten eingelullt worden, sondern war einfach völlig abwesend. Da war nur der weite Raum, der der Verstand ist. Alles Irdische und Menschliche war darin enthalten, aber sie waren ganz an den äußeren Rändern, schummerig und weit weg. Im Raum, wo nichts war, war eine Bewegung. Und diese Bewegung war Stille. Es war eine tiefe, weite Bewegung ohne Richtung, ohne Motiv. Sie begann an den äußeren Rändern und bewegte sich mit unglaublicher Kraft auf die Mitte zu - eine Mitte, die überall in der Stille vorhanden ist, in der Bewegung, die Raum ist. Diese Mitte ist völliges Alleinsein, unversehrt und unbeschreibbar, ein Alleinsein, welches keine Isolation ist, welche kein Ende und keinen Anfang hat. Es ist vollkommen in sich selbst, ist nicht gemacht. Die äußeren Ränder sind darin enthalten, machen es aber nicht aus. Es ist da, aber nicht im beschränkten Verstand des Menschen. Es ist das Ganze, aber man kann sich ihm nicht annähern.
(aus J. Krishnamurti, "Kommentare zum Leben" 3. Reihe)

Dies bringt uns zurück zu Dingen, die Will oft besprochen hat - zum flüssigen Licht, dem Wetterleuchten in der Wolke, die unsichtbaren Energien, die das Röntgenbild formen.
Es ist die klinische Erfahrung bei der Anwendung der Stille, diese totale Energie, dieser totale Körper, diese totale Kraft im Konzept des Behandlungsprogramms über das ich heute Morgen kurz sprechen möchte.

Ein Patient kommt herein mit einem beliebigen Problem. Wenn ich mit seiner Geschichte fertig bin - fertig bin mit der Unterhaltung, die nötig ist, bevor ich ihn auf dem Tisch habe - dann lege ich meine Hände auf die entsprechende Problemstelle und versuche, die Stille zu fühlen. Nicht einen Stillpunkt, sondern eine Stille, die dieses Individuum ist. Du kannst Dir der Stille nur bewusst werden, du kannst sie nicht mit deinen Händen fühlen. Die Stille ist das, was jedes Molekül dieses lebendigen Körpers zentriert. Die Körperphysiologie ist der äußere Ausdruck dieser Stille. Sie ist in vollkommener Einheit, in ausgeglichenem Austausch. Bei Gesundheit ist dies ein frei fließender Austausch. Bei Krankheit und Trauma werden Unfähigkeitsmuster gebildet, die die Stille in sich haben. Die Energie der treibenden Kraft ist also in diese Unfähigkeitsmuster eingebaut, genau wie in der Gesundheit.
Die Unfähigkeitsmuster sind da aufgrund von all der Faktoren, die sie verursacht haben - die Verdrehungen, die Dehnungen, das Endotoxin, was auch immer.
Die Unfähigkeitsmuster sind präsent und auch sie sind abhängig von der treibenden Kraft der Stille. Die Körperphysiologie entscheidet sich nicht dafür, diesen Körper weiter in Krankheit oder im Trauma zu sein. Sie entscheidet sich dafür, das Problem zu korrigieren, zurück in Richtung freien Austausch und Funktion mit Stille - ein Zustand, den wir Gesundheit nennen.

Wenn ich nun also meine Hände auf diesen Patienten lege, dann stelle ich einen fühlbaren Kontakt her mit denkenden, fühlenden und wissenden Fingern. Ich erfasse das Problem mit dem Wissen der Körperphysiologie dieses Teils des Körpers - eine vollständige Synthese von Verständnis, welches den Bändermechanismus, seine Flüssigkeitsdynamiken, den Austausch der Lymphe, den arteriellen Blutfluss und den venösen Abfluss beinhaltet. Das ganze Bild unseres Trainings ergibt ein dynamisches Verständnis dessen, was ich fühle, was unter meinen Händen ist. Sobald ich die Stille als treibende Kraft, die diesen Fall lenkt, wahrnehme, beginnen meine Hände, die Verlagerung der Elemente der Körperphysiologie und ihre Reaktion auf die treibende Kraft, die von der Stille ausgeht, wahrzunehmen und zu fühlen. Es ist mehr als nur ein Gefühl von Bewegung. Es ist ein lebendiges Gebilde von Austausch, welches da stattfindet. Es ist ein wahres physiologisches Bild der Physiologie der Körpermuster, wie es in diesem jetzigen Problem existiert, das in unsere Praxis gebracht wird.
Meine Hände fühlen das ganze Muster des Krankheitsprozesses und des traumatischen Vorgangs - alle Elemente der ganzen Körperphysiologie, die sich als traumatischen oder krankhaften Funktionsprozess in diesem System manifestieren. Meine Hände - meine denkenden, fühlenden und wissenden Finger - können die äußeren Manifestationen des Lebens als Zeit, Raum und Bewegung in diesem Problem des Patienten fühlen. Dies kann von den Händen und den Sinnen erfühlt werden. Dies kann auch in der Art und Weise, wie der Patient geht, beobachtet werden und kann aus der Art, wie er seine Geschichte dem Arzt schildert, gehört werden. Es sind die gefühlten Erfahrungen des Patienten, was dieses Problem bei ihm verursacht hat und all das steht auch dem Arzt durch seine Sinne zur Verfügung.

Bis jetzt haben wir zwei Punkte besprochen. Der eine ist das Bewusstsein oder die Wahrnehmung von Stille als ein Produkt des Verstandes. Das ist der Nutzen des Verstandes. Es ist die Fähigkeit, die Stille wahrzunehmen, sie zu kennen und zu erfahren und dies muss durch das Bewusstsein und die Wahrnehmung des Verstandes geschehen.
Der zweite Punkt ist, dass dieser Mechanismus fühlbar ist von denkenden, sehenden, fühlenden und wissenden Fingern. Es ist möglich, die Veränderungen, die in den Geweben durch die Stille vor sich gehen, zu spüren. Wenn wir uns bewusst werden, dass sie ihre Arbeit im Patienten verrichtet, dann haben wir ein Gesetz physiologischer Funktion, die ihre eigene unbeirrte Potency manifestiert. Lass´ mich dies ein wenig anders sagen: Wir lassen sich die innere, physiologische Funktion manifestieren als Folge von Potency oder Stille in Aktion in diesem Patienten.
Ich als Arzt, bin mir tief bewusst, dass ich durch meine denkenden, fühlenden und wissenden Finger die Erfahrungen von Bewegungen, Beweglichkeit und Funktionen, die sich innerhalb der Krankheit und dem traumatischen Befinden dieses Patienten abspielen, teile. Durch die Synthese meines anatomischen und physiologischen Wissens und wie ich die Ganzheit der Körperphysiologie, wie sie sich in diesem Patienten darstellt, sehe, erfahre ich bewusst, und bin mir bewusst, dass ich die Erfahrung dieses traumatischen oder krankhaften Prozesses in der Körperphysiologie erlebe. Aufgrund meines anatomischen und physiologischen Wissens und meines Verständnisses davon, wie es im Körper funktioniert, bin ich in der Lage, zu fühlen, wie diese Funktionen stattfinden, während sich die treibende Kraft der Stille in Aktion entlädt.

Nun wird der Behandlungsvorgang, bei dem die Stille verwendet wird, einfach. Man strebt danach, den Austausch zu verstehen und zu fühlen - den rhythmischen Austausch, den vollständigen Austausch mit der Stille. Die Stille ist das, was wir bewusst wahrnehmen, im Zentrieren des ganzen Wesens des Körpers, mit dem wir arbeiten. Wir sind uns der völligen Stille innerhalb dieses Patienten bewusst. Wir sind uns der Stille bewusst. Wir können mental fühlen - mit dem Verstand, mit dem Bewusstsein mit der Bewusstheit. Wir wissen, dass wir diese Stille haben. Wir sind uns dessen sehr bewusst.
Mit unseren Händen auf diesem Problem, welches tief in unserem Patienten ist, sei es nun ein traumatischer oder ein krankhafter Prozess, können wir den Austausch fühlen, der zwischen der universellen, dynamischen und lebendigen Stille und der Krankheit oder dem traumatischen Problem stattfinden, mit dem wir arbeiten. Wir können dieses fühlen mit denkenden, fühlenden und wissenden Fingern. Wir können den Austausch zwischen der Stille und dem Problem fühlen. Wenn wir dann diesen Austausch fühlen können, wie er aktiv stattfindet zwischen der Stille und dem Problem - wenn wir fühlen, dass die Körperphysiologie Teil davon geworden ist und die Stille im und mit dem Problem teilt, und im Austausch damit steht, den traumatischen und krankhaften Prozess im Körper umzuwandeln - dann wissen wir, dass unser Behandlungsprogramm beendet ist für diesen Tag, denn das ist alles, was die Körperphysiologie braucht. Es geht um das Zulassen. Soviel von diesem Problem, wie an diesem Tag möglich ist, wird zurück umgewandelt in die Stille.

Lass uns hier einen kleinen Vergleich anstellen. Wir haben unsere Stille, die alles antreibt, was ist und die die Quelle ist für jegliche Energie für die Körperphysiologie. In der Gesundheit haben wir eine Körperphysiologie, die mit der Stille im Austausch steht.
Lege deine Hände unter eine beliebige gesunde Stelle des Patienten und fühle die Stille.
Fühle die Körperphysiologie des gesunden Bereichs und wie er im freien Austausch mit der Stille steht. Fühle den vollständigen Austausch der Energiekräfte, die von der Stille ausgehen.
Es geht um die Wahrnehmung der Tatsache, dass es einen Austausch zwischen Stille und Gesundheit gibt. Es fließt genauso viel Energie in die Körperphysiologie wie auch wieder zurückfließt, um in Stille umgewandelt zu werden. Es gibt einen vollständigen Austausch - eine Ebbe und Flut. Wenn du mit deinen Händen auf einem gesunden Körperbereich bist, fühlst Du diesen Austausch von Stille und Gesundheit im Körper als einen freien Austausch und völlige Umwandlung in beide Richtungen. Da gibt es kein Problem - da ist Freiheit. Mit deinen Händen unter einem Problem, teilst du die Erfahrung als Arzt, du teilst die Erfahrung des Problems im Patienten. Du erfährst, wie die Stille mit ihrer lenkenden Kraft den gesamten Körper zentriert. Du kannst den Austausch zwischen der Stille und dem Problem spüren. Du kannst die Verschiebung der Dynamik der Funktionen der Körperphysiologie fühlen, wie sie mit dem Problem zusammenhängt und wie sie danach strebt, wieder frei zu werden in seinem völligen Austausch mit der Stille. Das ist die Einfachheit, die Funktion der Körperphysiologie zu fühlen und gestaute Kräfte, Verspannungen, Anspannungen, Bänderzerrungen und Vergiftungen umzuwandeln. Das ist das Gefühl der umfassenden Organisation der Körperphysiologie, wie sie mit und durch die Energie der Stille ein Muster der Veränderung, der Korrektur bildet. So wird es zu einem Behandlungsprogramm, in dem die Gesundheit verbunden ist mit der Rückkehr zum freien Austausch zwischen der Körperphysiologie und der Stille.

Nun, ich habe dies möglicherweise nicht allzu gut ausgedrückt, Anne. Aber ich fühle ganz stark, dass wir die Möglichkeit haben, tiefer in das Studium der Stille einzutauchen. Ich glaube, dass wir als Arzt ausdrücklich das Recht haben, diese Stille zu einem lebendigen Teil unserer Dynamik bei der Diagnose, im Behandlungsprogramm und in der Gesundheitspflege bei unseren Patienten zu machen. Ich hatte dir schon früher von meinen Erfahrungen erzählt, dies bei der Selbstbehandlung anzuwenden. Ich wollte dabei nicht die Veränderungen, die in meiner Körperphysiologie stattfanden, fühlen, weil ich das subjektive Subjekt war, welches behandelt wurde, und ich mit meinen Sinnen die Veränderungen in meiner Körperphysiologie erfahren konnte. Mein Bewusstsein von Stille war ein Bewusstsein des Verstandes, eine Bewusstheit des Verstandes. Die physiologischen Reaktionen meines Körpers auf dieses Behandlungsprogramm für mich selbst waren fühlbar durch meine subjektive sinnliche Wahrnehmung der Körperphysiologie.

Wenn ich dies bei einem Patienten anwende, dann ist mein Verstandesbewusstsein auf der Ganzheit der Stille, welche die Ganzheit des Selbsts des Patienten ist, während meine Hände fühlen. Meine denkenden, fühlenden und wissenden Finger können fühlen, wissen und erfahren und mit der Körperphysiologie des Patienten die Dynamiken des Austauschs teilen, die zwischen dem Problem im Patienten und dem Bewusstsein der Stille im Patienten stattfinden. Wenn ich fühle, wie der Austausch stattfindet - mit meinen Händen als eine Art Fühlmechanismus und mit meinem Verstand als ein Bewusstsein, in dem sich die Stille mit der Körperphysiologie austauscht, dann ist die Behandlung vollendet. Die Herausforderung bei meinem Behandlungsprogramm ist, den Punkt zu erkennen, an dem ich weiß, dass dieser Austausch stattfindet, den Punkt zu erkennen, an welchem diese spezielle Behandlung zu Ende ist. Alles, was in einer Behandlung an einem bestimmten Tag stattfindet, wird bestimmt von der Toleranz des physiologischen Prozesses des Körpers - der Zeit, der Spannung, des Grads und der Dauer der Einschränkung, die im Patienten vorhanden ist. Das Problem wird in seiner vollen Fähigkeit antworten - in Verbindung zu allen Faktoren, die es verursacht haben. Und es wird bis zum Punkt der Toleranz antworten an diesem speziellen Tag auf diese spezielle Behandlung. Und so ist es meine Herausforderung, zu erkennen, wann dieser Austausch zwischen der Stille und der Körperphysiologie den Punkt des Austauschs erreicht hat, damit ich es für diesen Tag auf sich beruhen lassen kann. Genug, ich werde ein anderes Mal wieder mit dir reden, Anne.

 

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Das Fulkrum

erschienen in "DO" Deutsche Zeitschrift für Osteopathie, 4/2006
Auszug aus dem Artikel von Thomas F. Schooley, D.O. ( OCA Journal 1953) - übersetzt von Tom Esser M.Sc.

Wenn alle Materie Bewegung hat, und wenn alle Bewegung in ihrer primären Phase fluktuiert, und wenn die Fluktuation aus zwei Zyklen besteht, einer expansiv der andere kontraktiv, dann muss diese Fluktuation rhythmisch sein.

Wenn eine Phase die andere beeinflusst, dann muss es zwischen den zwei Phasen der Fluktuation einen energetischen Austausch geben.

Wenn Fluktuation in aller Materie vorkommt, so muss es einen zentralen Punkt geben wovon sie ausgeht, in welchem es keine Bewegung gibt, und dieser wird als Fulkrum bezeichnet.

Ebenfalls darf man bedenken dass es ein Fulkrum in jedem Atom, jedem Molekül und jeder Masse von Materie gibt.

Wenn sich das Fulkrum einer fluktuierenden Bewegung im Zentrum einer bestimmten Masse befindet, so zeigt dies, dass es keine anderen Krafteinwirkungen gibt, die diesen normalen rhythmischen Austausch von Energie beeinflussen, und man nennt dies einen Zustand von: "In Balance mit der Umgebung sein".

Wenn aber eine Kraft von außen auf die Masse einwirkt, die nicht gleichmäßig auf die Außenfläche verteilt ist, dann gibt es eine Verschiebung dieses Zentrums der Fluktuation oder Bewegung so weit hin zu einem Ort, wo es möglich ist, eine kontinuierliche Fluktuation und somit einen Status des Seins aufrecht zu erhalten. Dieses jedoch verschiebt auch das Fulkrum der Bewegung zu einem anderen Ort in der Masse der Materie. Wenn das Fulkrum im Zentrum der Bewegung liegt, so ist es ebenfalls das Zentrum der Kraft oder die Energie, von der die Bewegung ausgeht.

Wenn man davon ausgeht, dass es in einem Fulkrum keine Bewegung sondern nur Energie gibt, so muss man ebenfalls davon ausgehen, dass es keine veränderte Funktion der Materie am Fulkrum geben kann weil Funktion eben Bewegung braucht. Deshalb kann man, wenn man die Bewegung und Funktion im Zentrum eines solchen Fulkrums anregt oder wieder in Gang setzt, die Masse der Materie kontrollieren und sie somit zu einer Bewegung hin zu einem natürlicheren Zustand ihres Seins bewegen. (In welcher Art es erschaffen wurde, zu funktionieren.)

Dieses erreicht man, indem man das Zentrum des Fulkrums hin zur Gegend der veränderten Funktion führt und somit der Bewegung erlaubt, dass sie sich selber zu ihrem natürlichen Zustand adjustiert.

 

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Einleitung in die Biodynamik der Osteopathie im kranialen Bereich
(Ein Interview mit James Jealous, Auckland, Neuseeland, Februar 2004)

erschienen in "Osteopathische Medizin - Zeitschrift für ganzheitliche Heilverfahren"
7. Jahrgang Heft 3/2006

Übersetzung: Tom Esser M.Sc. , D.O., Berlin

Jim S. Jealous D.O. wurde, nach eigener Aussage, 1940 als "Osteopath" geboren und wuchs in Maine (USA) unter Osteopathen auf. Schon mit 14 Jahren jobbte er im Osteopatischen Krankenhaus in Maine, mit 18 Jahren studierte er dort Radiologie. 1965 begann er sein osteopathisches Medizinstudium am Osteopathie-Kolleg in Kirksville, Missouri. Zu dieser Zeit war er "Fellow" in Anatomie und unterrichtete schon die unteren Jahrgänge. Er graduierte 1970 und absolvierte sein Anerkennungsjahr am osteopathischen Krankenhaus in Maine. 1966 machte er seinen ersten Kurs mit der SCTF (Sutherland Cranial Teaching Foundation; von Sutherland selbst gegründet), wurde dann etwas später Mitglied und war mit im Vorstand bis 1993. Er begann 1975 dort zu unterrichten, mit Rollin Becker als Mentor. 1973 traf Jealous Dr. Ruby Day, eine der ersten Schülerinnen und spätere Kollegin Sutherlands, die ihn bis zu ihrem Tod Mitte der achtziger Jahre als einzigen Schüler unterrichtete. 1978 lernte er Alan R. Becker kennen und hatte auch mit ihm einen regen Austausch über das PRM. Er gründete 1988 zusammen mit Dr. Hogopian und Anne Wales die New England Osteopathic Studygroup und 1987 die Anne Wales Studygroup mit Sue Turner und Stuart Korth aus England. Von 1971-1998 unterrichtete er Osteopathieschüler in seiner Praxis in Maine. Seit 10 Jahren ist er der Präsident des Osteopathischen Zentrums für Kinder in London. Er hat eine Auszeichnung als Professor für das New England College of Osteopathic Medicine und unterrichtet dort seit 1978. Sein eigenes Konzept "The Biodynamics of Osteopathy" unterrichtet er seit 1994 weltweit. Er lebt momentan in New Hampshire und verbringt viel Zeit in der Natur, um sein Lehrmodell zu verfeinern.

Interviewer: Dr. Jealous, erzählen Sie uns, warum sie sich entschlossen haben, das Modell Biodynamik zu nennen.

J. Jealous: Das ist eine lange Geschichte, aber ich werde versuchen, mich so kurz wie möglich zu fassen. Im Hinblick auf die Sprache bzw. Terminologie in der Osteopathie liegt uns derzeit sowohl ein biomechanisches Modell als auch ein funktionelles Modell der Behandlungsprinzipien und auch der Diagnostik vor. Sehen wir uns das biomechanische Modell genauer an, so befassen wir uns eigentlich mit axialer biomechanischer Bewegung, die zwischen Segmenten stattfindet. Dabei ist der Endpunkt der Behandlung dann erreicht, wenn wir eine Normalisierung des Bewegungsausmaßes zwischen den Segmenten bekommen. Funktionelle Technik fängt eigentlich an dem Punkt erst an. Vom Endpunkt der Biomechanik ausgehend, also der intersegmentalen Bewegung, die leicht ist, war der nächste Schritt möglich - der meiner Meinung nach auch der nächste evolutionäre Schritt in der Osteopathie war: Es fand jemand heraus, dass man diese Bewegung nutzen konnte, anstatt wie gehabt an die Grenze zu gehen und wirklich Kraft einzusetzen, um eine Bewegung in Richtung "Ease"(Leichtigkeit) zu ermöglichen. Wenn wir also bei somatischen Dysfunktionen beginnen, in Richtung "Ease" zu gehen, findet während des therapeutischen Prozesses eine völlig andere Art der Aktivität statt. Es kann sein, dass wir bei der funktionellen Technik im Anschluss an den Beginn einer Bewegung in Richtung"Ease" bei etwas enden, was wir den Neutralpunkt nennen. So erweitern wir beim Übergang von biomechanischen Prinzipien zu funktionellen Prinzipien eigentlich auch unsere Sprache bzw. Terminologie.

Der Neutralpunkt ist etwas sehr, sehr Spezifisches, wobei wir im Grunde genommen keinen Gewebewiderstand mehr unter unseren Händen spüren. Dazu wurde zunächst eine Läsion in Richtung "point of balance" (Balancepunkt) gebracht. Anschließend wurde versucht, die Bewegung bis zu einem Punkt zu verfeinern, bei dem es sich anfühlt, als wenn der Wind vorbei wehen könnte und die Läsion tatsächlich repositionieren oder wieder Bewegung in ein Läsionsfeld bringen könnte. Das Interessante bei der funktionellen Technik ist, dass der Therapeut nur die Hälfte der Arbeit macht. Bei der biomechanischen Technik kommt alle Kraft vom Therapeuten. Aber bei der funktionellen Technik ist unser Job halbiert. Alles was wir machen müssen, ist, diese Läsion in Richtung "Ease" zu bringen, und sie zum Neutralpunkt zu bekommen. Die eigentliche Behandlung geschieht jedoch durch die Kräfte der thorakalen Atmung, die durch das Läsionsfeld hindurchgehen, welches jetzt im Neutralpunkt ist - suspendiert, frei. Von dort aus beginnen die Kräfte sich durch die gesamte Wirbelsäule als eine Funktionseinheit durchzuarbeiten. So schaut man sich am Endpunkt der Behandlung nicht so sehr die segmentale Veränderung an, da man das gesamte muskulo-skeletale System als eine Funktionseinheit betrachtet. Bei funktioneller Technik bekommen wir deshalb ein Gefühl für das Ganze. Wir haben zum einen den Neutralpunkt und zum anderen die Vorstellung, dass der Endpunkt nicht zwischen Segmenten liegt sondern zwischen dem Ganzen und dem Segment. Es ist ein völlig anderes Behandlungsprinzip, und ich denke, es hat therapeutisch viel mehr Tiefe, sofern diese beiden Dinge gegeben sind. Eines der Dinge, die Dr. Becker mir bei meiner Ausbildung beibrachte - ich werde jetzt nicht die ganze Geschichte erzählen, obwohl sie ziemlich lustig ist - war, dass man eine Behandlung mit primärer Respiration solange nicht beginnt, bis der Patient im Neutralpunkt ist. Nachdem er mir das gesagt hatte, musste ich noch etwa 5 Jahre sehr hart arbeiten, um damit aufzuhören, die biomechanischen und funktionellen Techniken einzusetzen, die ich viel genutzt habe. So kam es, dass der Endpunkt der funktionellen Technik zum Anfangspunkt für die Behandlungen wurde, die ich von meinen Lehrern gelernt habe, sowohl von Dr. Becker als auch von Dr. DayA und anderen. Es gab weder einen Namen für diese Techniken, noch hat Dr. Becker gesagt: "Warte, bis der Patient zum Neutralpunkt kommen". Er sagte stattdessen immer: "Warte, bis der Wille des Patienten dem Willen der Primären Respiration nachgibt." Damals hatte ich keine Vorstellung von dem, was er meinte.Über die Jahre haben wir dann wirklich unsere Behandlungsweise verändert. Anstatt uns weiterhin dem Patienten mit einem Ansatz zu nähern, bei dem wir unsere eigene Kraft anbringen - das ist biomechanisch - oder indem wir ein Segment zum Neutralpunkt bringen, warten wir jetzt, bis der ganze Patient im Neutralpunkt ist. Wendet man an diesem Punkt bestimmte Prinzipien an, setzt ein automatischer therapeutischer Prozess ein, der im ganzen Patienten entsteht und der nicht auf das muskulo-skelettale System beschränkt ist. ... Es steht uns eine völlig andere Behandlungskategorie zur Verfügung, bei der der therapeutische Prozess nicht die Kontaktstelle zum Soma darstellt, sondern mit Struktur und Funktion als einer Einheit von undifferenzierter lebender Substanz in Kontakt steht. Jetzt können wir nicht wirklich sagen, dass wir funktionell arbeiten, denn dann würden wir die Prinzipien verletzen. Denn die Prinzipien von sowohl biomechanischem als auch funktionellem Modell arbeiten so, dass das Soma das endgültige Behandlungsziel ist: die Normalisierung des Soma, Defazilitation des zentralen Nervensystems und dann vielleicht ein viszeraler Effekt des defazilitierenden Prozesses. Bei der Biodynamik mussten wir mit einer ganzen Reihe neuer Erklärungen aufwarten, denn: wir befassen uns nicht mit etwas, dass durch das zentrale Nervensystem moduliert wird. Mit anderen Worten, wenn der Patient im Biodynamischen Modell zum Neutralpunkt kommt, steht er nicht unter Kontrolle des zentralen Nervensystems. Wir schauen uns also die primäre Respiration als ein therapeutisches Mittel an. Wir betrachten das zentrale Nervensystem nicht als die primäre therapeutische Kraft. Und wir sehen die Defazilitation nicht als den primären Einflussfaktor an, der die Funktionsveränderung im Organismus hervorruft, was sowohl bei der funktionellen Technik, als auch bei der biomechanischen Technik geschieht.

Sieht man sich das Wort Biodynamik an, so muss man sich meiner Meinung nach zuerst daran erinnern, dass es sich bei mir und vielen anderen Osteopathen bei der kraniellen Arbeit nicht um kranielle Knochen dreht. Es geht um primäre Respiration. Wenn wir uns die Biomechanik ansehen, betrachten wir den Therapeuten als die primäre therapeutische Kraft, die durch das zentrale Nervensystem unterstützt wird, welches er niemals fühlt. Also ist der therapeutische Prozess dazwischengeschaltet. Er wird nicht wirklich miterlebt oder bezeugt. In einem funktionellen Modell macht die Arbeit der Kliniker die Hälfte der Gleichung aus. Anschließend führen eigentlich der gesamte Organismus und seine homöostatischen Mechanismen sowie die Kräfte der primären Respiration den Rest der Arbeit aus. Was der Kliniker aber im Grunde sieht, ist, wie sich die therapeutische Kraft systemisch ausbreitet. Am Ende der Behandlung hat er eine Vorstellung davon, wie weit diese Behandlung im Bezug auf den gesamten Organismus wirklich gegangen ist, anstatt nur Veränderungen der Wirbelsäule durch das Arbeiten an unterschiedlichen Segmenten zu bewirken und durch Bewegungstests sicherzustellen, dass sie resynchronisiert sind.

Als wir dann zum Biodynamischen Modell kamen, befanden wir uns zunächst scheinbar in einer Sackgasse. Mit den Lehrern, die ich hatte, haben wir, bevor wir irgendwelche Namen oder so was hatten, über Gewebe und Fluida und "Potency" gesprochen. Themen waren auch der "fluid drive" (fluidischer Antrieb) und longitudinale Fluktuationen. Einige Lehrer haben an der "barrier" gearbeitet, andere weg von der "barrier". Das war alles sehr, sehr verwirrend. Was wir eigentlich mit unseren Händen gemacht haben, passte nicht zum Modell. Wir mussten also einen Weg der Kommunikation finden. Zudem lief der Großteil des Osteopathie-Unterrichts im kranialen Bereich, den ich erfahren habe, mündlich ab. Die Bücher, die wir hatten, trafen nicht annähernd den Standard der Behandlungen, den ich bei den einzelnen Osteopathen in den Praxen sah. Und dann waren da natürlich Leute wie Dr. Becker, die über die "long tide" sprachen. Wir standen also vor diesem ganzen Gebiet der Osteopathie im kranialen Bereich, das überhaupt nichts mit den Knochen zu tun hatte, und das wir anderen irgendwie erklären mussten. Dieser ganze konzeptionelle Prozess hat sich, meines Erachtens, nur durch die Gnade Gottes entwickelt. Mitte der Achtziger sollte ich dann für das SCTF einen Embryologievortrag halten - meinen ersten. Ich habe etwas nachgeforscht, und begann mich für gewisse embryologische Felder zu interessieren. Sutherland war ganz eindeutig ein sehr, sehr weiser Mann, denn er sprach in einigen seiner Schriften von Aspekten der Embryologie, die man nicht so leicht finden kann, außer man gräbt wirklich richtig tief in den Büchern. ... Es ist ganz offensichtlich, dass er sich auf großartige Weise mit der Embryologie sehr beschäftigte. Letztendlich, um die lange Geschichte kurz zu fassen, habe ich die Arbeiten von Dr. Blechschmidt aus Deutschland gelesen.
... Am Ende von Blechschmidts Büchern über die Biokinetik und Biodynamik der menschlichen Entwicklung, habe ich die ganzen Bilder über metabolische Flüssigkeitsfelder entdeckt. Da waren Bilder mit Pfeilen, die zu einander zeigten und Bilder mit Pfeilen, die weg voneinander zeigten sowie Bilder mit Pfeilen in entgegengesetzte physiologische Richtungen. Auch Kompression und "disengagement" (Auseinandergehen) waren abgebildet. Ich habe mir all diese Bilder angesehen und ich erinnerte mich an die Bilder in Magoun: therapeutische Bilder, die die Therapie beschrieben. Und es sind tatsächlich die gleichen Bilder. Ich erinnere mich genau an den Moment, in dem ich sagte: "Mein Gott, diese Männer haben sich die gleiche Sache angesehen". Ich weiß, dass Magoun nicht über fluidische Kräfte gesprochen hat, er sprach über Gewebekräfte. Aber ich hatte eine wirklich gute Ausbildung in Kirksville und kannte den Unterschied zwischen direkter Aktion, indirekter Aktion, entgegengesetzter physiologischer Bewegung, "Exageration" (Übertreibung), Dekompression, Disengagement und all dem. Ich hatte auch über "automatic shifting" gelesen. Ich begann also, Sutherland zu lesen. In einem Abschnitt begann er über Flüssigkeitsfluktuationen zu sprechen, über die eigene Bewegung der Fluida. Und dass die Fluida eigentlich eine Behandlung durchführen konnte und niemals einen Fehler machte. Er sagte, dass diese Flüssigkeitsfelder "unerring Potency" (unfehlbare Kräfte) besaßen. Und ich dachte mir: 1. das ist schon ein grandioser Satz, 2. war Dr. Sutherland ein sehr präziser Mensch, und er war kein Mensch, der übertrieb. Meiner Meinung nach untertrieb er die kranielle Arbeit mit Absicht. Und so gingen meine Gedanken weiter: Weißt Du, Sutherland sagt, dass diese Fluida niemals einen Fehler machen, und dass sie all die Arbeit ausführen. Und dieser Embryologe (Blechschmidt) sagt, nachdem er 25 Jahre durch ein Mikroskop geschaut und diese Embryos betrachtet hat, dass er niemals gesehen hat, dass diese Embryos einen Fehler gemacht haben. So sagen also diese beiden Männer exakt genau das Gleiche.
Ich schaute noch in ein anderes Buch, von einem Mann namens HahnB über die molekulare Basis der Embryologie. Auch er sagte, dass er niemals gesehen hat, dass Embryos Fehler machen. Jetzt kenne ich also drei Personen, die meine Psyche beeinflussen, und mir sagen: Warte mal eine Minute, da ist irgendetwas in diesen fluidischen Feldern, das intelligent ist, das sein eigenes Gehirn hat und das seinem zentralen Nervensystem voraus geht und eigentlich die Entwicklung des zentralen Nervensystems hervorruft. Wir schauen uns jetzt also möglicherweise eine therapeutische Kraft an, welche die Gleiche ist, wie die embryologischen Kräfte von Wachstum und Entwicklung. Was wir uns jetzt über die Jahre eigentlich vorgestellt haben, und was für uns ganz gut zu funktionieren scheint, ist, dass Dr. Sutherlands "Fluid dynamics" (fluidische Dynamik) genau das gleiche ist wie die Dynamik in den embryologischen Feldern.

Wenn Dr. Sutherland wollte, dass die Fluida die eigentliche Behandlung ausführen, musste er den Patient zum Neutralpunkt bringen. Liest man in "Contributions of Thought" vom 12. April 1948 nach, so schreibt er sehr deutlich, dass sein Endpunkt für einen CV-4 ein Neutralpunkt im Patienten ist. Meiner Meinung nach legte Dr. Sutherland sehr klar dar, dass er mit den lateralen und longitudinalen Fluktuationen des Liquor cerebrospinalis arbeitete, um einen Neutralpunkt hervorzurufen, damit ein "automatic shifting" stattfinden kann. Dieses "automatic shifting", das wir nach dem Neutralpunkt wahrnehmen, ist der gleiche Prozess, der während Wachstum und Entwicklung in den biokinetischen Feldern des Embryos passiert. Um das herauszufinden, brauchte ich nur 10 Jahre, so schlau bin ich. Aber es ist doch sehr eindeutig, wenn man anfängt, darüber nachzudenken - stimmt´s?

Wenn wir nun die Behandlung eines Patienten am Neutralpunkt der Fluida beginnen, und mit bestimmten Prinzipien arbeiten, die den automatischen therapeutischen Kräften in der Fluida erlauben, zu wirken, betrachten wir das zentrale Nervensystem nicht mehr als unsere primäre therapeutische Kraft. Dieser Ansatz entfernt uns vom Funktionellen und bringt uns weg vom Biomechanischen. Also, was machen wir jetzt? Wir haben eine völlig andere therapeutische Kraft, mit der wir arbeiten. Keiner weiß, wo deren Ursprung liegt. Dr. Blechschmidt sagte, die Fluida sind biodynamisch. Seiner Meinung nach sei die Kraft hinter der Präzision von Wachstum und Entwicklung und dem fluidischen Körper, in der Osteopathie hinter dem Therapeutikum, eigentlich eine Intelligenz, die nicht an irgendeinem Ort lokalisiert ist. Dr. Blechschmidt sagte auch, dass nur der Embryo das wirkliche Geheimnis, wo diese Kraft herkommt, kennen würde. Na ja, dass war interessant für ihn, aber was bedeutet das für uns? Wir hatten diese direkte sensorische Erfahrung "mit dem See um uns herum" (Anmerkung der Redaktion: eine von Sutherlands Metaphern), so dass kranielle Osteopathen, die sich das Kranielle nicht nur im Zusammenhang mit den Knochen angesehen haben sondern tatsächlich mit der primären Respiration, seit vielen, vielen Jahren schon über Dinge wie "long tide" und das Fühlen von Dingen im Raum gesprochen haben. Und dann sprach Dr. Blechschmidt, der Embryologe, davon, dass der Embryo eigentlich ein Ausdruck seiner unmittelbaren Umgebung ist. Dass, wenn wir die unmittelbare Umgebung des Embryos verändern, er sein Wachstumsmuster verändern wird. Bei Kindern sei das das Gleiche. Also, was ist das Ideal? Was ist die ideale Umgebung, was ist die normale Umgebung für das menschliche Nervensystem? Das ist eine große Frage. Fassen wir das zusammen: Im Grunde gibt es zwischen den Augen und dem Horizont diesen riesigen Raum, in den wir eingestimmt sein sollten. Das ist zufälligerweise der Raum, in dem wir die primäre Respiration fühlen. Und ich denke, sowohl Blechschmidt als auch Sutherland waren auf derselben Seite. Sie sprachen beide von einer "unmittelbaren Umgebung" - wir reden hier jetzt über die Natur, wir reden nicht über Straßenverkehr und was sonst so los ist! Wir reden darüber, dass die natürliche Umgebung, die unmittelbare Umwelt, durch welche diese Kräfte diese Fluida beeinflussen, das Perfekte zu machen, wahrscheinlich aus der direkten Umgebung der primären Respiration hervorgeht. Wir hatten also einen Namen dafür. Wir hatten auch eine direkte sensorische Erfahrung, die wir duplizieren und unterrichten konnten. Ich habe das herausgefunden - ich habe von keinem Osteopathen über diesen Teil etwas gefunden. Niemand hat mir das je beigebracht. Jeder hat mit Becker darüber gesprochen, aber wir bekamen keine Antworten. Ich habe viel von meiner Lebenszeit in der Wildnis verbracht. Ich habe "den See um uns" und die "long tide" bei meinen Expeditionen in der Wildnis richtig gefühlt. Durch diese Kombination - dass ich unglaublich lange Zeitabschnitte in den Wäldern verbracht habe und von Dr. Becker, Dr. DayA, Blechschmidt und Sutherland sowie insgesamt viel lernen konnte - kam es eigentlich erst dazu, dass ich letztendlich, als ich Mitte der neunziger Jahre gebeten wurde, Kurse abzuhalten, sagte: Naja, wir müssen dem Ganzen einen Namen geben, denn es ist nicht funktionell, es ist nicht biomechanisch. Die Behandlungsprinzipien sind völlig andere als bei irgendeiner anderen Behandlungsmethode. Also kamen wir zu dem Wort "Biodynamik", weil es akkurat ist. Das war eine kurze Antwort - oder?

Interviewer: Können Sie mir bitte etwas darüber erzählen, was sie als die Bewusstseins- Fähigkeit, "awareness faculty", beschreiben.

J. Jealous: Über Bewusstsein wissen die meisten Leute Bescheid, Meditation kennen die meisten, und was Selbstwahrnehmung angeht, so denke ich, dass viele wahrscheinlich Carl Jung gelesen haben. Im Grunde passiert in einer osteopathischen Ausbildung etwas sehr Limitierendes:
Wir sagen unseren Schülern, sie sollen die Hände auf den Körper legen und aufmerksam sein. Als ob sie wüssten, wie man so etwas macht. Man kann nicht einfach eine Person vom Computer oder vom Fernseher weg rufen, oder jemanden, der Bücher liest, und ihr bzw. ihm sagen, er solle die Hände auf einen menschlichen Körper legen, ihn aber nicht wie ein Buch lesen. Denn genau das ist es, was sie tun werden. Also ist eines der ersten Dinge, die wir den Schülern beibringen müssen - na ja, das erste was man auch tut - wie man mit Nebenwirkungen umgeht. Das zweite, was man macht, ist, dass man ihnen beibringen muss, wie sie ihr Bewusstsein natürlich sein lassen können. Die meisten Menschen wissen zunächst überhaupt nicht, wie sie ihre inneren Wahrnehmungen einsetzen können. Sie haben einfach kein Bewusstsein dafür. Das erste Prinzip, wie man lernt mit dem Bewusstsein zu arbeiten, ist also, zu lernen, wie man die Aufmerksamkeit zwischen den therapeutischen Kräften und dem Läsionsfeld im Patienten aufteilt. So bringen wir den Schülern bei, die Läsion zu fühlen. Wir bringen ihnen bei, anstatt sich nur auf die Läsion zu konzentrieren, sich auch auf die Anwesenheit der primären Respiration im Ganzen zu konzentrieren. Wir fangen also an, die Aufmerksamkeit zu teilen: zwischen dem, was lokal passiert und dem, was systemisch passiert. Sieht man sich jetzt richtig gute Osteopathen an, unabhängig davon, ob sie biomechanisch orientiert sind oder funktionell, oder beides - denn viele Leute sind das - und verfolgt, wie sie reifen, bis sie ca. 25 Jahre Praxiserfahrung haben, so fällt Folgendes auf: Sie behandeln lokal, aber sie beobachten das Ganze. Ich meine, sie machen das einfach. Wir müssen also Menschen darin ausbilden, ihr Bewusstsein zu öffnen und zu erweitern. Wir bilden sie nicht wirklich darin aus, wie sie ihr Bewusstsein benutzen, das wissen sie schon. Wir müssen alle die ganzen schlechten Angewohnheiten loswerden. Die Menschen starren: Sie sind gewohnt in den Fernseher zu starren, sie sind gewohnt Computer anzustarren. Zudem gibt es in der westlichen Welt viel Augenkontakt. Und so ist keiner daran gewöhnt, die Person, mit der er spricht, so anzusehen, als wenn er in einem Ozean sitzen würde. ... Also, wenn ich hier sitze und Sie ansehe, sehe ich Sie, aber der Kontext, indem Sie sich befinden, ist dieser riesige Ozean. ... Also sind Sie wie dieser kleine Fisch im Ozean. ... Man bringt also die Schüler dazu, den Hintergrund und den Vordergrund zu sehen - beide zusammen, solange, bis wir den Hintergrund in den Vordergrund schieben können. Wenn wir einmal den Hintergrund in den Vordergrund gerückt haben, können wir einen neuen Hintergrund dazu bringen. Was letztendlich passiert, ist, dass jeder Einzelne irgendwann den therapeutischen Prozess beobachten kann und auch das Läsionsfeld, alles auf einmal. Bewusstsein ist also wirklich eine sehr große, große Sache. Ich bin wirklich der Meinung, dass Menschen den Umgang mit Bewusstsein nicht lernen können, ohne Zeit alleine zu verbringen, in der unberührten Natur. Ich denke nicht, dass es anders möglich ist.

Interviewer: Gibt es eine Weise, in der sich Menschen um diese bestimmte Fähigkeit kümmern sollten? Was denken Sie?

J. Jealous: ... Beobachtet man die Gedanken, so planen Menschen in unseren Breiten 99% der Tageszeit - sie planen, sie schmieden Pläne. Es gibt keinen Raum für sie, im Sinne Stills, eine Erfahrung mit dem Leben zu machen. Möchte man sich um sein Bewusstsein kümmern, so muss man viel Zeit damit verbringen, nicht auf Informationen zu reagieren, die auf die Sinne einwirken. Wenn man mit dem Auto herumfährt, nimmt man in nur 10 Minuten über den Kopf mehr Informationen auf als man in einem ganzen Leben nutzen kann. So müssen wir lernen, das man seinen Geist leise sein lässt - ihn leise sein lässt, ihn nicht leise hält - und wie man ihn einen völlig anderen Teil an Informationen wahrnehmen lässt. Setzt man 4 Leute an einen Esstisch, ..., wären wir erstaunt, was dabei herauskommt, wenn man jeden einzelnen bitten würde, eine Geschichte darüber zu schreiben, was sie beim Essen gemacht haben. Seine Wahrnehmung zu nutzen heißt nicht, andere auszuspionieren oder zu versuchen, besser als eine andere Person zu sein. Man nimmt eigentlich den Moment wahr. Man nimmt Unglaubliches wahr. Man fühlt diese Bewegung der primären Respiration während des Tages, nicht nur, wenn man am Patienten arbeitet. Man wäre in der Lage, Vorträgen zuzuhören und seine Aufmerksamkeit zu teilen. Es ist völlig unnatürlich, seinen Geist (seine Gedanken) nicht an zwei Stellen auf einmal zu haben. Wir sind konstruiert, so zu funktionieren. Wenn Sie mir diese Frage stellen, ist es für mich so, dass ich zuerst sehe, wie viel Leiden entsteht, wenn man sich nicht darum kümmert. Ich sehe, wie viel Leid es bringt, weil Leute sich nicht selbst ausbilden und sich Zeit nehmen, ihre Aufmerksamkeit zu teilen. Und wenn man sie geteilt hat, und man sich über den See um uns bewusst ist, hat man eine völlig andere Erfahrung, als die Person, die einfach verschlossen ist. Was noch wichtiger ist: Ist es denn gesund, wirklich zu versuchen, seine Aufmerksamkeit auszubalancieren? Wir wissen, dass dabei der Blutdruck und Puls sinkt, die Atmung sich verlangsamt. Wir wissen, dass es Ihre Geduld fördert. Und es gibt einem auch das Gefühl, als wenn man in einer großartigen Weise ein Teil des Lebens ist, anstatt sich nur mit "dem kleinen Beruf" zu identifizieren. Im eigentlichen Sinne heißt das, möchte eine Person das Gefühl haben, sich wohl zu fühlen, so muss sie richtig daran arbeiten. Hinzu kommt, dass es dafür kein Unterstützungssystem gibt. Sollten Sie sich also entschließen, mit Ihrem Bewusstsein zu arbeiten und sich darum zu kümmern, werden Sie nicht viel Unterstützung bekommen. Sie müssen sich darauf wirklich richtig einlassen. Es ist eine große Verpflichtung. ...

Interviewer: Eine abschließende Frage:
Dr. Jealous, wie wäre es, wenn Dr. Still zu einem ihrer Kurse kommen würde? Wie würde er über die Sachen denken, über die Sie sprechen? Was fühlen Sie in ihrem Herzen?

J. Jealous: Das einzige, was ich mit Sicherheit weiß, ist, dass er wissen würde, dass ich versuche, die Wahrheit zu sagen. Ob ich die Wahrheit sage oder nicht, ist irrelevant. Aber ich denke, er würde wissen, dass es aus der richtigen Stelle kommt: aus der Liebe für die Osteopathie. Und ich denke, dass ist das einzige, was ihm wichtig wäre, nicht das "wie" ... - das Modell ist nicht so wichtig, wie das, was mit den Patienten passiert, wenn sie gesund werden. Dieses Modell ist eigentlich dazu konzipiert, sich in ein Besseres aufzulösen. ...

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Automatic Shifting

Alice R. Paulson D.O.,
erschienen in "DO" Deutsche Zeitschrift für Osteopathie, 4/2005

Im Dezember 1949 machte ich meine erste Erfahrung mit "automatic shifting" in all seinen Phasen. Der Patient war Dr. William Sutherland, er beschrieb während seiner Behandlung den gesamten Prozess sehr ausführlich. Es war eine äußerst wertvolle Erfahrung und seine lebendige, positive Erläuterung dazu war von großer Wichtigkeit für mich und damit bleibt es immer in guter Erinnerung.

Auf dem Weg zu meinem wöchentlichen Besuch zu Dr. Sutherland ging ich nochmals die Notizen meines Seminars und der Arbeitsgruppe in St. Peters des letzten Monats durch. Es war sehr schwer sich vorzustellen, dass man durch das Dirigieren der Fluktuation der zerebrospinalen Flüssigkeit (CSF) einen Austausch der Körperflüssigkeiten bekommen könnte. Ich konnte nicht ganz verstehen, wie lange es dauert bis dieser Prozess beginnt. Rein durch die Einleitung der lateralen Fluktuation durch eine alternierenden Bewegung der Temporal Knochen in Außen- und Innenrotation. Um etwas Licht in dieses Thema zu bringen, entschied ich, meinen Lehrer zu fragen. Die Antwort wurde mir in unerwarteter Weise gegeben.

Als ich Dr. Sutherlands Büro betrat, welches lange Zeit mein Klassenzimmer war, lag er auf dem Behandlungstisch. Sein Gesicht, seine Lippen und seine Ohren zeigten eine ungewöhnliche Farbe, ein Lavendel-purpurartiges Blau. Ich war ziemlich erschrocken, weil ich diese Verfärbung nie vorher beobachtet hatte. Ich fühlte seinen Puls, der sich zum Glück als normal erwies. Ich setzte mich auf den Schemel am Kopfende des Tisches, beobachte Dr. Sutherland und brachte mich in eine Rezeptive Stimmung, so wartete Ich auf einen neuen Impuls. Nach einer Weile stellte ich die Frage, wie man eine laterale Fluktuation der Rückenmarksflüssigkeit zu einer longitudinal Fluktuation ändert, um einen kompletten Austausch der Körperflüssigkeiten durchzuführen und wie lange es dauern würde.
Ich leitete eine laterale Fluktuation der zerebrospinalen Flüssigkeit ein, durch die alternierende Rotation der beiden Os temporale. Dies machte ich so lange, bis ich fühlte, dass der "Motor" startete und die Flüssigkeit aus eigenem Antrieb weiter strömte. Ich ließ dies geschehen, verweilte noch eine Weile mit meinen Händen auf seinem Körper und wartete auf eine Veränderung.

Nach sehr kurzer Zeit fühlte ich drei kräftige, sehr eindeutige und starke Wellen am unteren Anteil des Os occipitale, genauer, in der Region der Medulla- und Cisterna magna. Jedes Mal ein bisschen weiter aufwärts, gefolgt von einer eindeutigen Expansion und Kontraktion des vierten Hirnventrikels.
Dann fing Dr. Sutherland an, zu beschreiben, was er beobachtete hatte - jeder Schritt konnte einfach und definitiv von meiner sensomotorischen und propriozeptiven Wahrnehmung verfolgt werden. Diese drei Wellen waren eindeutig mit guter Amplitude und ohne Unterbrechung oder Störung. Ich fühlte eine Erweiterung des Foram magnum, das von einer Korrektur der Verschiebung des rechten Pars condylaris mit dem Pars basilaris des Os occipitale gefolgt wurde. Danach arbeitete eine diagonale Fluktuation am Pars petrosus des Os temporale und korrigierte letztendlich eine chronische Läsion des rechten Os temporale. Dadurch verschwand der Schmerz im zervikalen Bereich, der laut der Patientenunterlagen schon seit vier Jahren bestand. Durch weiteres "automatic shifting" der Flüssigkeit wurden auch der Oberkiefer und die anderen Gesichtsknochen reguliert.

Als, durch das Urteil der zerospinal Flüssigkeit, die Schädel und Gesichtsknochen zufrieden stellend gerichtet waren, fuhr das "automatic shifting" im Rest des Körpers fort. Nachdem eine Rippenblockade behoben war, konzentrierte sich die Aktivität auf die Lendenwirbelsäule und anderen Bereiche der Wirbelsäule. Während dieses Prozesses zentrierte sich die Fluktuation fühlbar in der Mitte des Schädels. Wir wurden über das Ende der Behandlung informiert, da es nach einer Weile zu einem Stillpunkt gekommen war, der von einer langen, voluminösen, sanften und gleichmäßigen Welle gefolgt wurde in longitudinaler Richtung.
Dr. Sutherland erhob sich vom Behandlungstisch mit dem Wunsch, "schreiben sie alles auf". Ich sagte, ich habe nichts getan.

"Oh, doch", antwortete er. "Sie leiteten die lateral Fluktuation der cerebrospinalen Flüssigkeit durch den so genannten "Pussy-foot" ein, indem Sie die temporal Knochen in Innenrotation hielten. Diese Methode lernte ich bei Dr. Sutherland in meiner ersten Stunde des Kranialkonzepts.
Mit dem gelernten in meinem Kopf wendete ich die Technik am nächsten Tag in meiner Praxis an. Es funktionierte gleichmäßig gut bei anderen Patienten mit ähnlichen zufrieden stellenden Resultaten. Einige erzählten, was sie empfanden während der Behandlung. Alle waren begeistert von den Ergebnissen. Das zeigt, dass diese Methode eine der effektivsten und einfachsten Behandlungen ist und sich in vielen Fällen anwenden lässt. Versuchen Sie es auch.

Le Mars, Iowa.

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Management der Fluktuation der LCS

Auszug aus dem Artikel "The Management, reactions and systemic affects of fluctuation of the cerebrospinal fluid" von Anne Wales, D.O.
Frei übersetzt von Tom Esser M.Sc. aus dem "Journal of the osteopathic cranial association" von 1953

Der erste Schritt in der Organisation dieser Flüssigkeitsaktion ist es einen guten Kontakt aufzunehmen ohne diese in ihrer Aktivität zu stören. Dies könnte mit dem Wunsche eines Reiters, der ein Pferd besteigen möchte das in Bewegung ist, verglichen werden. Der Reiter muss auch in Bewegung sein um den Moment relativer Stille zu finden, der ihm erlaubt gut aufzusteigen. Einmal im Sattel, passt er sich der Gangart des Pferdes an während er gleichzeitig die Zügel greift. Wenn der Reiter die Kontrolle über sich und das Pferd erreicht hat benutzt er die Zügel um die Bewegung des Pferdes für seine eigenen Zwecke zu benutzen.

Um dies zu tun braucht er gutes Wissen und Verständnis der Reitkunst. Er kennt die unterschiedlichen Gangarten und Geschwindigkeiten und benutzt Zeichen, die das Pferd versteht um sie dann in die Praxis umzusetzen. Er weiß das eigenständige Wesen des Pferdes zu schätzen und bleibt deswegen im ständigen Kontakt mit den Zügeln und seinem festen Sitz im Sattel. Das Höchste der Reitkunst ist das Reiten ohne Sattel, diese Fähigkeit ist jedoch nur zu erreichen durch Erfahrung und viel Training.

Nur durch eine Veränderung der Geschwindigkeit kann das Pferd von einem normalen Gang in Traben wechseln. Es gibt einen Moment der Stille, bevor er zu einem kurzen leichten Trab wechselt. Ohne den Rhythmus zu wechseln kann er von einem kurzen leichten Galopp (Kanter) ins Galoppieren wechseln. Sollte das Pferd in einen Langstrecken Galopp in einen anderen Reitstil wechseln wird der Reiter einen Moment der Stille erfahren, bevor sich die neue Gangart etabliert. Er wird sich mit der Gangart angleichen um mit dem neuen Bewegungsmuster eins zu werden. Man benutzt dieselben Grundlagen in der Organisation der Fluktuation des Cerospinalflüssigkeit in dem man einen guten Kontakt etabliert und die gleichen vorher genannten Prinzipien benutzt.
Die Zügel sind die reziproken Spannungsmembranen (RTM), die immer unter Spannung sind.

Wir kommen mit ihnen in Kontakt durch die Knochen an denen sie befestigt sind. Das heißt das man jeden Knochen des Schädels oder des Gesichtschädels sowohl als auch das Sakrum benutzen kann.